Die Berichte über die Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg reichen von unbedacht jubelnd bis zu kritisch anmerkend. Offenbar genügt es für viele Journalisten vom Äußeren überwältigt zu sein, um gedankenlos zu applaudieren. Dass das Konzerthaus architektonisch sensationell gelungen ist, stellt niemand in Frage. Doch, was Akustik und Saalkonfigurierung anbelangt, hat nicht nur ‘Pizzicato’ kritische Anmerkungen gemacht, weil zu viele Zuschauer seitlich von der Bühne oder hinter der Bühne sitzen und akustisch benachteiligt werden.
« Liebe Hamburger, Weltklasse geht leider anders » schreibt Welt-Kritiker Manuel Brug. Auch in der FAZ meint Eleonore Büning, es hänge wohl enorm vom Platz ab, wo man sitzt, wie man hört. Von dem, den sie am Mittwoch hatte, klang es überakustisch: « So eine brutal durchkalkulierte Studioakustik ist ihm noch nie unterlaufen. Und ein Studio ist kein Konzertsaal. Und Musik besteht nicht nur aus einzelnen Tönen. Jeder Ton ist in der Elbphilharmonie für sich allein unterwegs, direkt und linear. Nichts mischt sich. … Pech vor allem für die große symphonische Musik: Sie wird kalt lächelnd ihrer Dynamik beraubt, ihrer Farben entkleidet. »
« Der Saal verzeiht nichts », schreibt Regine Müller in ihrem taz-Bericht: « Jedes sanfte Vertun der Musiker, aber auch jedes Rascheln des Publikums werde angesichts der klaren Detailauflösungen, die hier herrschen, gnadenlos zu Ohr gebracht. »
Der Berichterstatter von ‘RP Online’ meint: « …und auch ich sozusagen als TÜV-Prüfer, der im Laufe des Abends auf drei Plätzen saß, kann sagen: Man hört nicht überall gleich gut. Vor dem Orchester sitzend registrieren wir selbst im dicken sinfonischen Getümmel immer noch leuchtende Fäden der einzelnen Instrumente; hinter dem Orchester sitzend hört man indes ein Konzert für Blechbläser mit sehr in der Ferne wahrnehmbaren Streichern. »
‘Die Presse’ aus Wien schrieb: « Hier und beim Finale von Beethovens Neunter entzaubert sich das schon vorab vehement gerühmte Wunder: Hinter dem Rücken der Sänger ist’s selbst in der Elbphilharmonie Ebbe mit dem Hören. Gut zu wissen. »
Und ‘Der Standard’ meinte: « Auch Akustiker Yasuhisa Toyota lauscht den im oberen Bereich des höhlenartigen Saales transparent, klar, aber nicht extrem warm wirkenden Klängen. »
Sicher, akustisch wird sich noch etwas nachbessern lassen. Aber den Umstand, dass viele Plätze optisch und akustisch ungünstig sind, kann man nicht mehr korrigieren. Da gilt fürs Publikum der Rat: Frontplätze kaufen!