Hortus setzt seine editorisch außergewöhnliche Reihe Les Musiciens et la Grande Guerre fort mit einer reinen Orchester-CD. Sie vereint Werke von mehreren britischen und französischen Komponisten, darunter mehrere Elegien.
Der englische Organist Ernest Bristow Farrar (1885-1918) war ab 1915 im Kriegsgeschehen involviert. Im Februar 1918 zum Oberleutnant ernannt, fiel er nach nur zwei Tagen an der Front am 18. September 1918 in der Schlacht von Epehy Ronssoy (Somme). Wenige Wochen zuvor hatte er seine Heroic Elegy komponiert.
Frank Bridge (1879-1941) schrieb sein bewegendes Lamento für Streichorchester zum Gedenken an die Opfer der im Mai 1915 von den Deutschen versenkten RMS Lusitania. Das hatte rund 1200 Passagieren das Leben gekostet und war ein wichtiges Element für die Kriegerklärung der Amerikaner an Deutschland.
In der Mitte des Programms steht ein etwas heitereres Stück, Ames d’Enfants (Seelen der Kinder) von Jean Cras (1879-1932). Die drei Stücke tragen die Titel Pure, Naïve und Mysterieux.
Der schon zu Kriegsbeginn engagierte Australier Frederick S. Kelly (1881-1916) kämpfte u.a. in Gallipoli (Türkei), wo er den Dichter Rupert Brooke (1887-1915) traf, der kurz darauf an einer schweren Infektion starb. Am Tag nach dem Tod seines Freundes begann Kelly mit einer einfühlsamen Elegie, die er Brookes Andenken widmete. Kelly selbst wurde am 13. Dezember 1916 in einer Schlacht bei Beaucourt-sur-l’Ancre (Somme) getötet. Seine Elegie ist ein wunderbares Stück, exzellent orchestriert und sehr bewegend in ihrem sublimierten Schmerz.
Der französische Komponist Jacques de la Presle (1888-1969) war Sanitäter im Ersten Weltkrieg. Er schaffte Verwundete und Tote von den Schlachtfeldern ins Lazarett. Sein Stück Soir de Bataille (Abend nach der Schlacht) hat er während des Krieges skizziert, und diese Skizzen wurden für diese Produktion von Samuel Campet orchestriert. De la Presles Tableau Symphonique ist dramatisch und kriegerisch, mehr unmittelbare Beschreibung eines Kampfes als Betrachtung.
Das Orchester aus Toulon musiziert sehr engagiert unter der Leitung des jungen Dirigenten Pierre Dumoussaud.
Das Klangbild ist zwar recht präsent, aber etwas dumpf für die Bässe, woran besonders die Pauken leiden.