Die streitbare Sängerin Elisabeth Kulman, die sich unter anderem in der Initiative ‘art but fair’ für faire Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen von ausführenden Künstlern engagiert, hat sich entschlossen, ihre sängerische Tätigkeit in Zukunft auf das Konzertpodium – Liederabende, Konzerte, konzertante Opernaufführungen – zu verlegen. Sie hatte szenische Opernpläne bei sämtlichen Veranstalternabgesagt. Kulman teilte mit: » Ich habe die wahrscheinlich schwerste Entscheidung meines Lebens getroffen. Schwer vor allem deshalb, weil mir bewusst ist, dass ich damit viele Menschen vor den Kopf stoße: meine beiden Agenten und die Intendanten, die ich bitte, unterschriebene Verträge und Vereinbarungen für die nächsten Jahre aufzulösen; die Fans und Opernliebhaber, die mich auf der Bühne vielleicht vermissen werden; meine SängerkollegInnen, die möglicherweise das Gefühl haben, ich würde die Familie oder gar das sinkende Schiff verlassen. (…) Das Opernbusiness ist ein riesiger Betrieb, der kreative Spielraum des einzelnen relativ klein. Als Künstlerin geht es mir aber gerade um die eigene Kreativität, den persönlichen Ausdruck, die Individualität. Ich habe für mich persönlich herausgefunden, dass ich mein kreatives Potential am besten zur Entfaltung bringen kann, wenn ich nach meinen eigenen Regeln arbeiten kann und mich nicht fremden Strukturen unterordnen muss. Deshalb ist das keine allgemeine Kritik am heutigen Opernbetrieb, sondern schlicht die Erkenntnis der Inkompatibiltät mit meiner Persönlichkeitsstruktur. »