Das langjährige Duo des Cellisten Leonard Elschenbroich und des Pianisten Alexei Grynyuk widmet seine aktuelle CD Johannes Brahms. Um die mit den beiden Sonaten vielleicht noch nicht ganz gefüllte CD anzureichern, haben sie die Vier ernsten Gesänge in einer Fassung für ihre Instrumente statt für tiefe Singstimme und Klavier angehängt. Diese 1896 verfassten Lieder über Worte aus der Heiligen Schrift waren Brahms letzte Komposition und zeigen sowohl eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod wie sie auch das Gedenken an Clara Schumann abbilden. Brahms selber schrieb dazu: « Es sind schrecklich gottlose Texte ». Nur beim letzten Lied tritt der Trost der messianischen Verkündung der Liebe hilfreich hinzu. Dieser kommt auch im Spiel des Duos zum Klingen wie auch vorher die Verzagtheit und Angst nicht zu überhören waren. Schrecklich und gottlos klingen sie dann also glücklicherweise bei den beiden Interpreten nicht, genau so wenig wie die Sonaten.
Mit seinem sanglichen und biegsamen Ton gelingt es Elschenbroich, ungemein symbiotisch Sentiment und Kraft zu kombinieren. Er stellt damit die Vorteile des Cellos, das dunkle Timbre und den vollen Klang heraus, ohne sich dahinter zu verkriechen und die solistische sensuell Geste zu vergessen. Er kann der Musik Schwung verleihen und genauso kontemplativ verweilen. Das alles gelingt mit stupender Technik. So vereint er die romantische Seele voller Wärme mit der auch vorhandenen neobarocken Klarheit.
Pianist Alexei Grynyuk erweist sich erneut mit seinen technischen Fertigkeiten als exzellenter Durchleuchter des Klavierparts wie ebenso als sensibel agierender Partner. Mehr als nur eine Begleitung spielt Grynyuk auch hier den Klaviersatz pointiert heraus, ohne deswegen seinem Partner den Schneid abzukaufen. Beide profitieren von diesem Miteinander.
Eine der Besonderheiten der CD ist auch die Aufnahmetechnik. Die Musik wurde analog eingespielt und auch weiter analog verarbeitet. Damit wollten die Interpreten, bewusst rückwärtsgerichtet, einen speziellen warmen Klang erreichen, der nicht die angebliche ‘Kälte’ digitaler Aufbereitung hat. Jedenfalls bietet der Ton dem Hörer auch eine Nähe, fast so, als ob die Ausführenden neben einem säßen. Mit ihren beiderseitigen musikalisch kommunikativen Fähigkeiten machen sie es einem unmöglich, nicht weiter zuzuhören.
The long-standing duo of cellist Leonard Elschenbroich and pianist Alexei Grynyuk dedicate their current CD to Johannes Brahms. To enrich the CD, which would not have been filled with the two sonatas, they have appended the Four Serious Songs in a version for their instruments instead of for low voice and piano. Written in 1896, these songs on words from the Holy Scriptures were Brahms’ last composition and show both a personal confrontation with death as well as depicting the memory of Clara Schumann. Brahms himself wrote, « They are terribly godless texts. » Only in the last song is the consolation of the messianic proclamation of love helpfully added, which is also heard in the duo’s playing, just as the despondency and fear could not be ignored before. Fortunately, then, they do not sound so terrible and godless with the two interpreters, just as little as the sonatas.
With his singing and flexible tone, Elschenbroich succeeds in combining sentiment and power in an uncommonly symbiotic way. He thus highlights the cello’s advantages, its dark timbre and full sound, without cowering behind it and forgetting the soloistic sensual gesture. He can give the music momentum and linger just as contemplatively. All this succeeds with stupendous technique. In this way, he unites the romantic soul full of warmth with the neo-baroque clarity that is also present.
Pianist Alexei Grynyuk once again proves himself with his technical skills as an excellent performer of the piano part as well as a sensitively acting partner. More than just an accompaniment, Grynyuk also plays the piano part in a pointed way, without buying his partner’s guts. Both benefit from this cooperation.
One of the special features of the CD is the recording technique. The music was recorded using analogue technique and also processed analogue. In this way, the performers consciously aimed backwards to transmit a special warm sound that does not have the alleged ‘coldness’ of digital processing. As a result, the sound also offers the listener a closeness, almost as if the performers were sitting next to you. With their mutual musical communicative skills, they make it impossible not to keep listening.