Maxim Emelyanychevs Interpretation von Schuberts Großer C-Dur-Symphonie ist mit über 54 Minuten keine der schnellsten. Dass sie dennoch eine sehr lebendige Version ist, kommt vom Differenzieren des Tempos, von sehr langsam bis sehr schnell. Das ergibt letztlich keine dramatische und haarsträubende Achterbahnfahrt, sondern eine Bergauf- und Bergabfahrt, die einen genussvollen Blick auf die vorbeiziehenden orchestralen Landschaften erlaubt. Die gute Laune des ersten Satzes schwappt über ins Andante con moto. Federnd tanzt es dahin, Fröhlichkeit versprühend, bis das zweite Thema Nachdenklichkeit und Melancholie verbreitet, und dann hat es die gute Laune doch schwerer, sich erneut durchzusetzen. Das schürt dann das Drama bis zum Höhepunkt des Satzes, und die Unbeschwertheit bleibt definitiv verbannt.
Zupackend beginnt das Scherzo, in dem sich das schwebende zentrale Ländler-Thema wie auf einer Drehbühne ins Hörfeld schiebt. Das belebt das Tanzbein im restlichen Satz…
Das Allegro vivace eilt leicht und beschwingt dahin, die himmlischen Längen farbig ausmalend. Dabei gelingt Emelyanychev eine kontinuierliche Steigerung, die den Satz spannungsvoll über fast fünfzehn Minuten sich entwickeln lässt.
Es wird immer gesagt, Emelyanychev sei ein Energiebündel und er treibe die Musik gnadenlos an. Das ist Blödsinn, denn der Russe ist viel zu musikalisch um mit bloßem ‘Laut und Schnell’ beeindrucken zu müssen. Unter den rezenten Einspielungen kann sich diese Aufnahme mit jener der Solistes Européens Luxembourg unter Christoph König (Rezension) messen, aber ganz so packend wie jene von Enoch zu Guttenberg ist sie nicht (Rezension).