Der mögliche Einbruch bleibt aus. Das ‘Quartetto di Cremona’ hat den langen Atem, weicht nicht von seiner kompromisslosen, aufwühlenden, packenden Lektüre der Beethoven-Quartette ab. Diesmal haben die vier Musiker das frühe F-Dur-Quartett und das späte cis-Moll-Quartett miteinander konfrontiert. Die zeitliche, vor allem aber die künstlerische Distanz zwischen Opus 18 und Opus 131 ist nicht zu überhören. Dennoch bleibt ihnen eines gemein: die Beethovensche Unrast, die fiebrige Romantik, die emotionale Unwucht. In Opus 18 mag das wohl noch etwas klassisch ummantelt sein. Vor allem der lyrische 2. Satz enthält manche Reminiszenzen an Haydn. Aber auch da setzt das ‘Quartetto di Cremona’ immer wieder Ausrufezeichen, bricht aus dem wiegenden, wohlgeformten Duktus aus – wie ein Ausbruch aus einem wohlbehüteten Leben, ein Aufbruch zu neuen Ufern. Das Spiel der Cremoneser bleibt immer griffig, zupackend – auch im leichtfüßig und transparent vorgetragenen Schlussallegro.
Opus 131 unterscheidet sich vom Frühwerk schon allein durch die reifere Anlage, durch Beethovens tiefes Durchdringen musikalischer Gedanken, mit denen die Interpreten vollauf im Einklang sind. Dem brillanten Klang im Andante stellen sie in den schnellen Ecksätzen ein vulkanisches Aufbäumen entgegen, ein emotionales Beben, bei dem sich die tiefen Streicher im 7. Satz an einem seelischen Abgrund bewegen. Dem Sog dieser Interpretationen kann man sich kaum entziehen.
Restlessness, feverish romanticism and emotional force characterize the Beethoven performances by Quartetto di Cremona. The four Italians are deeply penetrating the composer’s musical thoughts and several times kind of an emotional quake brings the music into ebullition.