Enjott Schneiders Orbe Rotundo, « Ein szenischer Bilderbogen zum Jahreskreis nach lateinischen und mittelalterlichen Texten », wird vom Komponisten als Schwesterwerk von Carl Orffs Carmina Burana bezeichnet, und musikalisch wird das mit Zitaten aus dieser Komposition unterstrichen.
Die teils drastischen Texte stammen aus den Carmina Burana, jener Sammlung von Liedern aus Benediktbeuren, die auch Orff verwendete. Aber es gibt in dem Werk auch Texte von Neidhart von Reuenthal, Oswald von Wolkenstein, Bibelzitate und einen Psalm.
Darin werden die sich drehende runde Erde, der Frühling, eine Walpurgisnacht, die Maienliebe, der Mittsommer sowie Herbst und Winter besungen. Die Musik ist opulent, vital, voller toller Einfälle und der drehenden Erde entsprechend ständig in Bewegung.
Hier und dort glaubt man auch Anklänge an Mahlers Achte zu hören, aber das alles ist zu originell, zu spannend, als dass man auch nur im Entferntesten Schneiders persönliche Sprache in Frage stellen könnte.
Die brillant instrumentierte und chorisch exzellent gesetzte Musik ist durchgehend lebendig und vibrierend, manchmal, wie im Mittsommer, direkt ekstatisch. Technisch ist das alles hervorragend gemacht. Aber Schneider ist auch ein Komponist, dem das Atmosphärische viel bedeutet
Und die Verbindung von Technik und evokativen Stimmungen ist es, was den großen Reiz dieser Komposition ausmacht.
Die Aufnahme, die Wergo jetzt veröffentlicht, ist der Mitschnitt der Uraufführung durch den Bayerischen Rundfunk vom 5. Dezember 2010.
Der Münchner Motettenchor bringt viel Schwung und Temperament mit, die Solisten sind allesamt vorzüglich, und das Orchester aus Olomouc überzeugt mit einem konzentrierten und farbigen Spiel unter der inspirierenden Leitung von Hayko Siemens.
Die Aufnahme könnte für meinen Geschmack etwas transparenter sein, was sicherlich die Textverständlichkeit des Chores verstärken würde.
Carl Orffs Carmina Burana ist zu einer der beliebtesten Chorkompositionen des 20. Jahrhunderts geworden. Schneiders Orbe Rotundo hat alles, um einen ähnlichen Erfolg zu haben. Warum das nicht der Fall ist, mag diverse Ursachen haben, von denen die meisten sicherlich industrie-politischen Ursprungs sind und mit Musik nichts zu tun haben. Es ist höchste Zeit, dass sich das ändert.
Enjott Schneider’s Orbe Rotundo, « Ein szenischer Bilderbogen zum Jahreskreis nach lateinischen und mittelalterlichen Texten, » is described by the composer as a sister work to Carl Orff’s Carmina Burana, and musically this is underscored with quotations from that composition.
The sometimes drastic texts come from the Carmina Burtana, that collection of songs from Benediktbeuren which Orff also used, but there are also texts by Neidhart von Reuenthal, Oswald von Wolkenstein, Bible quotations and a psalm.
The music illustrates the spinning earth, spring, a Walpurgis night, May love, midsummer as well as autumn and winter. The music is opulent, vital, full of great ideas and according to the rotating earth constantly in motion.
Here and there one hears echoes of Mahler’s Eighth, but the music is all too original, too exciting, to even remotely question Schneider’s personal language.
The brilliantly orchestrated and excellently chorally scored music is lively and vibrant throughout, sometimes, as in Midsummer, outright ecstatic. Technically, it’s all superbly done. But Schneider is also a composer to whom the atmospheric means a lot. And the combination of technique and evocative moods is what gives this composition its great appeal.
The recording that Wergo is now releasing is the recording of the premiere by Bayerischer Rundfunk on December 5, 2010.
The Munich Motet Choir brings a lot of verve and temperament, the soloists are all excellent, and the Olomouc orchestra is convincing with concentrated and colorful playing under the inspiring direction of Hayko Siemens.
The recording could be a bit more transparent for my taste, which would certainly enhance the choir’s understanding of the text.
Carl Orff’s Carmina Burana has become one of the most popular choral compositions of the 20th century. Schneider’s Orbe Rotundo has everything to be a similar success. Why this is not the case may have various causes, most of which are certainly of industrial-political origin and have nothing to do with music. It’s high time that this changed.