In ‘Seelengemälde’ werden, so sagt Enjott Schneider, seelische Abläufe in den Vordergrund gerückt: Musik als Expression. So geht der Titel des Violinkonzerts ‘Augen der Erde’ zurück auf eine Äußerung des Philosophen Henry David Thoreau: So wie das menschliche Auge der eigentliche Zugang zu seiner Seele ist, so sieht Schneider die Seen als Zugang zur Seele unseres Planeten. Den Seen ‘Königssee’, ‘Mondsee’ und ‘Lago di Garda’ widmete er jeweils einen Satz des Konzerts. Es sind drei effektvolle Programmstücke mit evokativen Stimmungen, brillant dargeboten von Ingolf Turban.
Das Doppelkonzert ‘Dr. Jekyll & Mr. Hyde’ für 2 Celli und Orchester basiert auf der bekannten literarischen Form des Doppelgänger-Motivs. Der Prolog ist mit ‘Good and evil in Dr. Jekylls Laboratory’ betitelt, es folgen: ‘Foggy London: Carew is murdered, ‘Mr. Hyde, the hunted outlaw’ (Scherzo), ‘Manic depression, Metamorphosis and Suicide’ sowie ‘ein Epilog. Schneider sagt: » Diese Gleichzeitigkeit von zwei gegenläufigen, aber durch den Gegensatz unlöslich verbundenen Charakteren, ist eine exquisite Dramaturgie für ein Doppelkonzert mit zwei Celli: Meist sind ‘Gut’ und ‘Böse’ zu unterscheiden, bisweilen aber – und das sind die interessantesten Momente der Duopartner – verschwimmen in der Schizophrenie die Kontraste und führen auch musikalisch zu einem Identitätsverlust. » Die Widmungsträger Wolfgang Emanuel Schmidt und Jens Peter Maintz spielen sehr rhetorisch und mit viel Ausdruckskraft.
Die zweite Symphonie ‘Sisyphos’ ist von der gleichnamigen mythologischen Figur inspiriert, der wegen frevlerischer List zu ewiger Arbeit verdammt wurde. Das fulminante Werk kann auch als Schlagzeug-Konzert angesehen werden und wird hier von Johannes Fischer und dem DSO absolut faszinierend gespielt. Die Tonaufnahmen sind transparent und räumlich.