Bei einem Besuch Enjott Schneiders in Xiamen (Südchina) im Jahre 2014 entstand die Idee zu einem Doppelkonzert für das traditionelle chinesische Instrument Erhu und Cello. Schneider: « Da in chinesischer Musiktradition ‘abstrakte’ Musik eher selten ist und man mit Musik immer eine ‘Geschichte erzählen’ will, kamen wir gemeinsam auf die Idee, die Fabel von Tristan & Isolde neu – nämlich etwas ‘chinesisch‘ – zu erzählen. Da die chinesische Erhu im Mittelpunkt stehen sollte, wurde der Titel zu ‘Isolde & Tristan’. Diese Personifizierung wurde dann beim Komponieren strikt eingehalten: Die Erhu verkörpert die ferne (aus Irland stammende) Prinzessin und ist reich mit emotionalen Melodien bedacht. Das Violoncello verkörpert den Helden und Kämpfer und hat oft virtuose und auf Kraftentfaltung angelegte Passagen. Dass dabei Richard Wagner mit seiner genialen Opern-Vertonung musikalischer Pate war versteht sich von selbst: Akkorde, Motive und manchmal sogar längere Orchesterpassagen sind von Wagner so übernommen, dass sie sich fast zwangsläufig aus dem Fluss der zeitgenössischen Musiksprache ergeben und in fünf Sätzen ein schillerndes Kaleidoskop aus ‘Wagner & Schneider’ entstehen ließen. »
Der Antagonismus zwischen Erhu und Cello lebt sich so aus, dass die chinesische Geige musikalisch meistens die Oberhand behält, was die Spannung des Stücks nährt, das unbestritten wirksam herüberkommt und von Jiemin Yan und Wen-Sinn Yang sehr intensiv und leidenschaftlich gestaltet wird.
Auch ‘Dreamdancers’ ist ein Doppelkonzert, komponiert für Piccolotrompete und Flügelhorn. Es ist den beiden Solisten Sergei Nakariakov und Otto Sauter gewidmet und laut dem Komponisten « eine Reise in die Wirklichkeiten der Nacht ». Es handelt von Menschen, die in der Schwerelosigkeit des Traumes leben, wobei diese, so Schneider, « in archaisch-rohe Welten » fallen « und « Stürme der Gefühle und Szenerien jenseits aller Vernunft » erleben. Das ergab eine Musik, die zum Teil sehr ‘normal’ klingt, aber immer wieder ausbricht zwischen durchaus reeller Dramatik und scriabinesker Irrealität, zwischen menschlicher Gefühlskraft und surrealer Bilderflut. Das Stück wird von Nakariakov, Sauter und dem Dirigenten Vladimir Lande effektvoll-packend inszeniert.