Cesti trat mit dem Ordensnamen Antonio in den Franziskanerorden ein; nur so konnte er eine musikalische Ausbildung erhalten. Er bekleidete verschiedene kirchenmusikalische Ämter in Volterra, Siena und Florenz. 1651 und 1652 setzte er in Venedig seine ersten beiden Opern in Szene. Bis 1657 war er Kammerkapellmeister der Privatkapelle von Erzherzog Ferdinand Karl in Innsbruck. Dort produzierte er drei Opern, die selbst für italienische Verhältnisse großen Erfolg hatten: ‘Argia’, ‘L‘Orontea’ und ‘La Dori’.
In den Jahren 1665 bis 1667 wirkte er als Kapellmeister am Hof von Kaiser Leopold I. in Wien und komponierte dort für die Hochzeitsfeier des Kaisers seine wohl berühmteste Oper, ‘Il Pomo d’oro’. Letztlich kehrte Cesti nach Italien zurück und wirkte am Hof des Erzherzogs in Florenz, in Siena leitete er Opernaufführungen, und auch für Venedig nahm er Aufträge an. Cesti war neben Francesco Cavalli der bedeutendste Opernkomponist seiner Zeit.
Neben ‘Il Pomo d’oro’ war ‘L’Orontea’ sein größter Erfolg. Die Königin Orontea liebt nur ihre Herrschaft und will sich nicht von der Liebe ablenken lassen. Ein kurz zuvor geretteter Mann, Alidoro, wird an ihren Hof gebracht. Natürlich verliebt sie sich in ihn. Bevor es zum glücklichen Finale kommen kann, müssen noch verschiedene Hürden überwunden und Nebenhandlungen entwirrt werden. Erst als sich klärt, dass Alidoro eigentlich Floridano heißt und Königsohn ist und damit eine standesgemäße Person, können Orontea und Floridano sowie Corinda und Silandra ihre Doppelhochzeit feiern.
Die Komposition lebt auch von dem Text des erfahrenen Dichters Giacinto Andrea Cicognini. Geistreiche Dialoge ergeben sich durch Dynamik und doppeldeutige und ironische Formulierungen. Cesti bereichert diese Vorlage durch seine vielgestaltige und durch unterschiedliche Continuo-Besetzungen abwechslungsreich gestaltete Komposition, so dass dieses Werk auch das heutige Publikum beeindrucken kann.
Das Spiel des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters, erweitert um das Monteverdi-Continuo-Ensemble, hat in Ivor Bolton den Dirigenten, der die beiden Ensembles zusammenführt und der Musik den Atem und die Spannung einhaucht, die sie zum Leuchten bringt.
Auch das Sängerensemble ist, wie bei vielen anderen Aufnahmen aus (und Aufführungen in) der Frankfurter Oper fantastisch. Eigentlich sollte man niemanden herausstellen. Und doch muss man es tun. Simon Bailey als alkoholisierter Diener Gelone hat eine besondere Herausforderung zu meistern. Die Rolle ist für einen Bass mit Falsett geschrieben. Und diese besonderen Anforderungen meistert der Sänger mit so viel Esprit, dass es selbst auf der Höraufnahme prickelt; wieviel mehr hat es das wohl auf der Bühne getan?