Kurz vor den Olympischen Spielen in Paris präsentiert das Château de Versailles ein barockes Musikschauspiel, ein Ballet héroïque, das sich unter anderem um die Olympischen Spiele im antiken Griechenland dreht – es sind die Fêtes grecques, denen Colin de Blamont noch die Fêtes romaines zur Seite gestellt hat. Bevor die Feste jedoch beginnen, hören wir einen Prolog, in dem die Musen Clio und Erato darüber streiten, ob nicht nur mythologische sondern auch leibhaftige historische Figuren auf die Musikbühne gehören. Hier sind es der griechische Olympiasieger Alcibiade, der römische Feldherr Marcus Antonius und seine Geliebte Kleopatra sowie der Dichter Tibull, ein Zeitgenosse von Vergil. Dem Komponisten Colin de Blamont und seinem Librettisten Louis Fuzelier ging es darum, ihrem Zielpublikum, der französischen Königsfamilie, quasi den Spiegel eigener historischer Größe vorzuhalten.
Colin de Blamont hat dazu eine sehr abwechslungsreiche Musik geschrieben, in der die jeweiligen amourösen Abenteuer – der eigentliche Inhalt – nie emotional an ihre Grenzen getrieben werden.
Diese emotionale Mäßigung ist auch der Grundpfeiler dieser Weltersteinspielung und tut dem Werk gut. Die Musik verliert derart nie an Schwung, bleibt dynamisch und bietet ein frisches und plastisches Klangbild. Liebe, Enttäuschung, Verzicht, Ruhm werden keineswegs unterschlagen, das Pendel schlägt jedoch in keine Richtung aus. Damit gewährleistet das ganze Ensemble, dass diese heute doch leicht befremdende Geschichte nicht ins Satirische gar Absurde abgleitet.
Die feinen Melodien, die raffinierte Orchestrierung von Colin de Blamont finden unter der Leitung von Valentin Tournet ein Ensemble, das durch seine schlichte Authentizität, die klaren Linien und feine Rhetorik ein mehr als kompetenter Interpret dieser hörenswerten Produktion ist.
Just before the Olympic Games in Paris, the Château de Versailles presents a baroque musical spectacle, a ballet héroïque, about the Olympic Games in ancient Greece, the Fêtes grecques, to which Colin de Blamont added the Fêtes romaines. Before the festivities begin, however, we hear a prologue in which the muses Clio and Erato argue about whether not only mythological but also real historical figures belong on the musical stage. These include the Greek Olympic champion Alcibiade, the Roman general Marcus Antonius and his mistress Cleopatra, and the poet Tibull, a contemporary of Virgil. The composer Colin de Blamont and his librettist Louis Fuzelier wanted to hold up a mirror of their own historical greatness to their target audience, the French royal family.
Colin de Blamont wrote very varied music, in which the amorous adventures – the actual content – are never pushed to their emotional limits.
This emotional moderation is also the cornerstone of this world premiere recording and serves the work well. The music never loses momentum, remains dynamic and offers a fresh and lively sound. Love, disappointment, renunciation and glory are not suppressed, but the pendulum never swings in one direction. In this way, the entire ensemble keeps this slightly alienating story from descending into satire or absurdity.
The fine melodies and the refined orchestration by Colin de Blamont find an ensemble under the direction of Valentin Tournet, which, thanks to its simple authenticity, clear lines and fine rhetoric, is a more than competent interpreter of this production, which is well worth hearing.