Die Konzerte von Mozart hat Arabella Steinbacher, anders als andere, erst später in ihrer Karriere eingespielt. Und zwischen den Nummern 3, 4 und 5 und der jetzigen Einspielung liegen nochmals etliche Jahre. Zu den beiden ausstehenden Konzerten hat sie noch die drei einzelnen Sätze für Violine und Orchester gesellt, die Mozart geschaffen hat. Geblieben sind mit den Festival Strings Lucerne mit Daniel Dodds die Partner.
Was einem sofort ins Ohr springt, ist die äußerst gelungene Melange aus schwingend singenden Linien und einer sich in feinen Nuancen ausprägenden Artikulation, die gleichzeitig ungemein natürlich und entspannt klingt. Das zeigt sich in voranziehenden schnellen Sätzen, die aber frei von jeder Tempohast erklingen sowie reich ausbalancierten Mittelsätzen. Mit dieser die tänzerische Seite betonenden Herangehensweise lassen Steinbacher und die Festival Strings Lucerne einen auch denkbaren mehr opernhaften Interpretationsgedanken außen vor. Das muss nicht sein, aber andererseits, warum eigentlich nicht? Da sie mit Konsequenz diesen Weg beschreitet und ihre Fähigkeiten klug einsetzt, um durch Artikulation und Farbe Nuancen zu setzen, bleibt die Spannung erhalten, ohne auftrumpfen zu müssen.
Verbindungen in die Vergangenheit spielen bei dieser Aufnahme eine besondere Rolle. Arabella Steinbacher spielt die Kadenzen von Wolfgang Schneiderhan, dem berühmten österreichischen Geiger, der die Festival Strings Lucerne 1956 gründete. Ein weiterer Aspekt dieser Aufnahme ist, dass Steinbacher hier erstmals auf der Ex Benno Walter Stradivari aus dem Jahr 1718 spielt. Diese auch als Ex-Deszö Szigeti nach einem weiteren Vorbesitzer bekannte Geige wurde ihr von einer schweizerischen Stiftung zur Verfügung gestellt. Und es gibt eine subtile Verbindung zwischen beiden. Die Geigerin wurde nach Richard Strauss’ Oper Arabella benannt, und Benno Walter, Vorbesitzer der Geige, war der Geigenlehrer von Strauss. Eine solche Geige braucht ein Solist nur zu streicheln, um ihr Töne zu entlocken und das trägt dann ebenfalls zu der von aller aufbauschenden Expressivität freien Interpretation bei.
Weiteres Positivum der Einspielung sind die Festival Strings Lucerne. Sie bieten der Solistin einen homogenen und differenzierenden Streicherklang an. Außerdem geben sie den dezent, aber substantiell selbständig eingesetzten Bläsern, also Oboen und Hörnern, die Möglichkeit, sich im harmonischen Einbinden oder auch im solistischen Hervortreten zu profilieren und so die Farbpalette der Werke aufzufächern.
Unlike others, Arabella Steinbacher recorded Mozart’s concertos later in her career. And between the numbers 3, 4 and 5 and the present recording lie several more years. To the two outstanding concertos she has added three individual movements for violin and orchestra. The Festival Strings Lucerne with Daniel Dodds remain the partners.
What immediately catches the ear is the extremely successful melange of swinging, singing lines and an articulation that develops in fine nuances, and sounding at the same time uncommonly natural and relaxed. This is evident in the fast movements, which are free of any tempo haste, as well as in the richly balanced middle movements. With this approach emphasizing the dance side, Steinbacher and the Festival Strings Lucerne leave out even a conceivable more operatic interpretive idea. This need not be the case, but then again, why not? As she treads this path with consistency and uses her skills wisely to add nuances through articulation and color, tension is maintained without any show.
Connections to the past play a special role in this recording. Arabella Steinbacher plays the cadenzas by Wolfgang Schneiderhan, the famous Austrian violinist who founded the Festival Strings Lucerne in 1956. Another aspect of this recording is that Steinbacher uses for the first time the Ex Benno Walter Stradivarius from 1718. Also known as the Ex-Deszö Szigeti after another previous owner, this violin was made available to her by a Swiss foundation. And there is a subtle connection between the two. The violinist was named after Richard Strauss’ opera Arabella, and Benno Walter, previous owner of the violin, was Strauss’ violin teacher. A soloist need only stroke such a violin to elicit notes from it, and this then also contributes to the interpretation, which is free of all pompous expressivity.
Another positive aspect of the recording are the Festival Strings Lucerne. They offer the soloist a homogeneous and differentiating string sound. In addition, they give the discreetly but substantially independent wind instruments, i.e. oboes and horns, the opportunity to distinguish themselves in harmonic integration or in soloistic prominence and thus to broaden the color palette of the works.