Gustav Mahlers Musik hat schon öfters Musiker zum Paraphrasieren herausgefordert. Der Jazzmusiker Uri Caine war einer der erfolgreichsten auf diesem Gebiet. Nun zeigt sich ihm das Collectif9, eine neunköpfige Streichergruppe aus Montreal, ebenbürtig. Unter dem Titel No Time for Chamber Music haben sie acht Paraphrasen über Themen aus der ersten, der zweiten und der fünften Symphonie sowie aus Das Lied von der Erde, den Liedern eines Fahrenden Gesellen und der Phantasie aus Don Juan (Lieder und Gesänge Vol. 1) aufgenommen.
Ein neunter Track enthält die Fantaisie à la manière de Callot, eine Hommage von Philippe Hersant an Gustav Mahler. Das Album ist ein reines Vergnügen, nicht nur weil Collectif9 hinreißend spielt, sondern weil die Paraphrasen wirklich kunstvoll inspiriert gemacht sind und einen ganz deutlichen Mehrwert bringen, mal brav, mal total schräg, vom Klagenden und Zarten bis hin zum Zerklüfteten und Dissonanten. Die Ernsthaftigkeit des Ansatzes ist dabei in keinem Moment zu bezweifeln.
Das Ensemble selber beschreibt die vom Kontrabassisten Thibault Bertin-Maghit besorgten Paraphrasen so: « No Time for Chamber Music ist so ironisch wie sein Titel: Dieses Programm erforscht extreme Dualitäten und vergrößert auf satirische Weise das Spiel zwischen unbeschwerter Freude und untröstlicher Verzweiflung – die unregulierten Emotionen, die wir in unseren verletzlichsten, kindlichsten Zuständen empfinden. »
Mit Seziermesser und Vergrößerungsglas, raffinierten Verzierungen, fein dosierten Zutaten, Gewürzen und Süßungsmitteln, kommt es zu einem breiten Spektrum an Texturen und Emotionen. Wer seinen Mahler gut kennt wird sich an dieser CD ergötzen.
Gustav Mahler’s music has often brought musicians to paraphrase. The jazz musician Uri Caine was one of the most successful in this field. Now Collectif9, a string group from Montreal, is proving to be as good as the American Jazz musician. Titled No Time for Chamber Music, Collectif9 has recorded eight paraphrases on themes from the First, Second, and Fifth Symphonies, as well as Das Lied von der Erde, Lieder eines Fahrenden Gesellen, and Phantasy from Don Juan (Lieder und Gesänge Vol. 1). A ninth track includes Fantaisie à la manière de Callot, a tribute by Philippe Hersant to Gustav Mahler.
The album is a pure pleasure, not only because Collectif9 plays ravishingly, but because the paraphrases are truly artfully done as well as inspired and add quite distinct value, sometimes nice, sometimes totally weird, from the plaintive and tender to the jagged and dissonant. The seriousness of the approach is not to be doubted at any moment.
The ensemble itself has described the paraphrases, realized by double bassist Thibault Bertin-Maghit: « No Time for Chamber Music is as ironic as its title: exploring extreme dualities, this programme satirically magnifies the play between lighthearted joy and inconsolable despair – the unregulated emotions we feel in our most vulnerable, most child-like, states. »
With dissecting knife and magnifying glass, refined embellishments, finely measured ingredients, spices and sweeteners, it comes to a wide range of textures and emotions. Those who know their Mahler well will be delighted with this CD.