Truro ist eine kleine Stadt in Cornwall, am südlichsten Zipfel Englands. Die markanteste Sehenswürdigkeit ist die neugotische Kathedrale, die, wie es sich für englische Kathedralen gehört, über einen eigenen Chor verfügt. Dieses durchaus beachtliche Ensemble hat zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges eine CD produziert, auf der Musik aus jenen fürchterlichen Tagen zu hören ist. Viele Komponisten – sowohl diesseits als auch jenseits des Ärmelkanals – erlebten diesen ersten großen Weltenbrand als Frontsoldaten. Ihre Musik wankt immer zwischen der jeweils patriotischen Begeisterung in den ersten Kriegsmonaten und der brutalen Ernüchterung, der Trauer und Erschütterung, je länger der Krieg dauerte.
Die Sinnlosigkeit des Abschlachtens in den Schützengräben ist der rote Faden in den Werken von Stanford (For lo, I raise up), Gray (1914), Davies (A short Requiem), Parry (Songs of Farewell) und Vaughan Williams (Lord, thou hast been our refuge).
Der reine, klare Chorklang betont die Trost spendenden Worte und mahnt zu innerer Einkehr. Textimmanenz ist das Stichwort – besonders in ‘A short Requiem’, das eine fast makellose Gestaltung erfährt.
Weniger makellos ist die Aufnahme, der es nicht gelingt, eine adäquate klangliche Balance zwischen der mächtigen Orgel und dem transparenten Chorgesang herzustellen. Am Ende bleibt demnach nicht nur die Trauer wegen der unbeschreiblichen historischen Tragödie von 1914-1918, sondern auch das Bedauern um eine verpasste Gelegenheit, einer ansprechenden Interpretation mit einer ebenso ansprechenden Aufnahme respektvoll zu dienen.
This collection of English choral works all written during, or shortly after the end of the First World War is beautifully sung by the choir of Truro Cathedral. Alas, the recording is not too well balanced.