Obwohl Albert Roussel aber auch so gar nichts von dem typischen Lebenslauf eines französischen Komponisten hatte, keine Ausbildung in Paris, kein Prix de Rome mit Aufenthalt dort und auch anschließend keine Organistenstelle, so hat er als Tonsetzer doch seinen Platz im französischen Musikleben gefunden. Er selbst hat sein Leben und sein kompositorisches Schaffen in die Zeit vor und nach dem ersten Weltkrieg unterschieden.
Aus der Zeit vor dem Weltkrieg stammt das dreisätzige Werk ‘Evocations’, das neben dem Orchester für Mezzosopran, Tenor, Bariton und Chor gesetzt ist. Die deskriptiven Titel illustrieren die Erlebnisse, die Roussel auf einer Indienreise gehabt hat und die er nun in Töne setzte. Für ihn typisch vermischt er alte und neue Stilmittel miteinander, wie Choral und Chromatik und nutzt sonst eine beschreibende farbig schillernde Musik.
Daneben präsentiert die Einspielung zwei kürzere Werke, die Suite in F-Dur und das Für eine Frühlingsfeier, die beide in den zwanziger Jahren entstanden. Die Suite mit drei Tanzsätzen knüpft an Bach an und schafft damit auch klare stilistische Vorgaben. Das Stück ‘Pour une fête de printemps’ zeichnet sich durch Polytonalität und rhythmische Energie aus.
Yan Pascal Tortelier und das BBC Philharmonic schreiten in ihrer Einspielung der Werke Roussels voran. Neben einer plastischen und ausgewogenen Technik der Aufnahme überzeugt das Orchester mit spielerisch feiner Artikulation und musikalisch sensiblem Ausdruck, von Tortelier stilsicher herausgekitzelt. Der Chor des ‘City of Birmingham Symphony Orchestra’ und die drei Gesangssolisten, die im dritten Satz durch die zusätzliche Klangfarbe vielleicht die Heiligkeit des Ganges versinnbildlichen, tragen mit ausdrucksstarkem und nuanciertem Gesang zum Transport der indischen Bilder in die Musik bei.