Anima Rara; Puccini: Arien aus Madama Butterfly; Mascagni: Arien aus Iris, Lodoletta, Manon, L'Amico Fritz; Leoncavallo: Arien aus La Bohème; Massenet: Arien aus Sappho; Giordano: Arie aus Siberia; Catalani: Arie aus La Wally; Ermonela Jaho, Orquestra de la Comunitat Valenciana, Andrea Battistoni; 1 CD Opera Rara ORR253; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 25/09/2020 (70'04) - Rezension von Remy Franck

Die albanische Sopranistin Ermonela Jaho singt auf dieser CD ein bunt gemischtes Programm mit Arien, deren gemeinsamer Nenner die Sängerin Rosina Storchio (1872-1945) ist, die diese Arien auch uraufgeführt oder zumindest  gesungen hat.

Ermonela Jaho beginnt ihr Programm mit Un bel di vedremo aus Puccinis Madama Butterfly, einer sehr emotionalen Arie, mit der sie sofort zeigt, welche großartige gestalterische Kraft sie besitzt, um uns ab den ersten Tönen in die richtige Stimmung zu versetzen.

Nicht weniger gut gelingen ihr die übrigen Arien, wo sie immer mit viel Leidenschaft und einer hundertprozentigen Inkarnationsfähigkeit in die Figuren schlüpft und sie mit ihrem stimmlichen Talent belebt. Gerade bei einem solchen Recital ist es ja nicht einfach, von einer Rolle zur anderen wechseln, aber Jaho hat da keine Probleme. Sie ist immer sofort in der richtigen Verfassung und glänzt mit absolut richtigen und glaubwürdigen Darstellungen. Das wertet nicht nur die weniger bekannten Arien des Programms deutlich auf (grandios, z.B. ist Ah! Il suo nome aus Mascagnis Lodoletta), sondern bringt auch bekannten Stücken eine deklamatorische Qualität, die viele andere Sängerinnen nicht erreichen. Dieses Charisma, diese Fähigkeit, beim Zuhörer Gänsehaut und emotionales Mitfühlen auszulösen, zeichnet den Gesang von Ermonela Jaho aus. Die Szene aus der Traviata ist derart ergreifend, dass sie den Zuhörer unglaublich stark berührt. È tardi! geht einem durch und durch, und man beginnt unweigerlich teilnahmsvoll zu schlucken und mitzuleiden.

Rein stimmlich profitiert Jahos Gesang von einem sehr charakteristischen und wiedererkennbaren Timbre. Die durchwegs warme und kraftvolle Stimme wird über die ganze Bandbreite des Sopran-Registers gleichmäßig projiziert und ist zu allen nötigen dynamischen und farblichen Nuancen fähig, die der engagierte und immer voll emotionale Gesang verlangt. Das Timbre ist insofern speziell, als die Stimme ganz leicht, wirklich nur ganz leicht rau klingt, etwas angerissen, was sich aber gar nicht negativ auswirkt, sondern eher zu jener unwiderstehlichen Wirkung führt, mit der uns die Sängerin in ihren Bann zieht.

Sie wird in diesem Programm gut begleitet vom Orchester aus Valencia, und die Tonaufnahme ist ebenfalls recht gut. Die Stimme wurde deutlich vors Orchester gesetzt und wird von diesem nie überdeckt.

Und so hat diese Produktion denn alles, um uns eine der größten Sängerinnen unserer Zeit entdecken zu lassen, und die wohl größte Tragödin seit Callas.

On this CD, Albanian soprano Ermonela Jaho sings a colourful programme of arias whose common denominator is the singer Rosina Storchio (1872-1945), who also premiered some of these arias, or at least sang them.
Ermonela Jaho begins her programme with Un bel di vedremo from Puccini’s Madama Butterfly, a very emotional aria with which she immediately shows her great dramatic artistry, putting us in the right mood from the first notes.
No less successful are the other arias, where she always slips into the characters with a great deal of passion and a hundred per cent power of incarnation. Especially with such a recital it is not easy to change from one role to another, but Jaho has no problems there. She is always immediately in the right shape and shines with absolutely correct and credible performances. This not only enhances the lesser known arias of the programme (grandiose, e.g. Ah! Il suo nome from Mascagni’s Lodoletta), but also gives well-known pieces a declamatory quality that many other singers do not achieve. This charisma, this ability to trigger goose bumps and emotional sympathy in the listener distinguishes Ermonela Jaho’s outstanding singing. The scene from the Traviata is so moving that it touches the listener incredibly. È tardi! goes right through you, and you inevitably begin to sympathetically swallow and suffer.
Vocally, Jaho’s singing benefits from a very characteristic and recognisable timbre. The consistently warm and powerful voice is projected evenly over the whole range of the soprano registers and is capable of all the necessary dynamic and colourful nuances that the committed and always fully emotional singing demands. The timbre is special in the sense that the voice sounds very slightly rough, but this does not have a negative effect at all, it rather leads to that irresistible effect with which the singer captivates us.
In this programme she is well accompanied by the orchestra from Valencia, and the sound recording is also quite good. The voice is clearly placed in front of the orchestra and is never covered by it.
And so this production has everything to make us discover one of the greatest singers of our time, and probably the greatest tragedian since Callas.


Rezensionen von Opern, in denen Ermonela Jaho singt (leider manchmal an der Seite nicht wirklich guter Partner):

Reviews from opera recordings with Ermonela Jaho:

Hervorragende Contes-d’Hoffmann-Produktion aus den Niederlanden

Domingo: Ohren-Belästigung

‘Traviata’ aus Verona

Puccini, original: Le Willis, Urfassung von Le Villi

 

 

  • Pizzicato

  • Archives