In diesem Programm und mit diesen Musikern wird es ja wohl ein Maximum an brillanter Symphonik geben, sagte ich mir, ehe ich die CD in den Player legte. Und dann kam es nur teilweise so. Denn im Rachmaninov-Konzert gibt sich die Pianistin anfangs sehr zurückhaltend, und ihr Hang zum Unterbetonen, unerwartete Pianissimo-Effekte zu produzieren, ganze Phasen nebensächlich werden zu lassen, um dann ganz kurze Glitzereffekte zu setzen, grenzt an Manierismus. Offensichtlich war das Motto Delikatesse eine Leitlinie für Frau Wang. Dudamel und sein Orchester, das jetzt nicht mehr ‘Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela’ sondern ‘Simon Bolivar Symphony Orchestra of Venezuela’ heißt (einige Glatzen gibt es ja auch mittlerweile bei den Musikern), begleiten dieses Spiel zwischen Zartheit und tollen Energieschüben vorbildlich. Diese Interpretation ist also sehr speziell, nicht uninteressant, aber auch nicht richtungsweisend.
In Sergei Prokofievs Zweitem Klavierkonzert geht es um mehr als im Dritten Rachmaninov, und das hat Yuja Wang sehr wohl verstanden. Sie bewältigt den pianistischen Parforce-Ritt mit felsenschweren Klängen im ersten Satz, sie zeigt sprühende Virtuosität im zweiten, im dritten und im letzten Satz, wo das ‘Barbarische’ des ersten Satzes manchmal wieder Einzug hält, neben ruhigeren Passagen. Yuja Wang verbindet diese wechselnden Stimmungen in einer durchgehend spannungsgeladenen Kette von Anfällen und Ruhepausen, perfekt unterstützt von Dudamel und seinem Orchester.
Die Tonaufnahmen sind räumlich, aber das Klangbild ist letztlich wenig transparent und nicht gerade klar. Vom Publikum hört man während beiden Konzerten wirklich nichts; erst wenn der Beifall losbricht, wird man daran erinnert, dass es Liveaufnahmen sind.
Zusammengenommen bilden beide Aufnahmen ein attraktives Programm. Von Referenzen wie Argerich (mit Chailly) im Dritten Rachmaninov oder Yundi Li (mit Ozawa) im Zweiten Prokofiev (auch bei DG) sind wir dennoch weit entfernt.
An astonishingly restrained Third Rachmaninov Concerto with surprising delicacy being opposed to some extremely energetic passages, is paired with an excitingly powerful Second Prokofiev where we admire some dazzling playing by the soloist and a truly magnificent orchestra.