Karol Szymanowski (1882-1937) hat seine 2. Symphonie im Jahre 1910 geschrieben: sie ist zweisätzig und enthält im 2. Satz eine Reihe von Variationen und eine abschließende Fuge. Die noch spätromantische Komposition fasziniert durch eine extrem raffinierte und reiche Tonsprache. Sie wird unter Alexander Liebreichs Leitung kraftvoll, mit viel Leuchtkraft und schillernden Farben aufgeführt. Der deutsche Dirigent rückt Szymanowskis Musik näher an jene von Richard Strauss, wodurch sie üppiger und prachtvoller klingt. Es ist schon außergewöhnlich, was die Musiker des Nationalen Polnischen Rundfunkorchesters aus Katowice an Kraft, Dynamik, Klang und Farben aufzubieten haben und das dann auch noch durchhörbar und transparent werden lassen.
Witold Lutoslawskis ‘Livre pour orchestre’ aus dem Jahre 1968 war in der Zeit, als es entstand, ein avantgardistisches Werk, das aber keineswegs verkopft klingt, sondern hoch expressiv. Es zeugt zudem von einem ungewöhnlichen Klangraffinement. Alexander Liebreich sitzt hier am Voltmeter, um meisterhaft die Spannung zu dosieren und aus dem Werk eine quasi ätherische Musik zu machen: der Hörer fühlt sich fast schwerelos inmitten von Klangwolken.
Die 1958 vollendete ‘Musique funèbre à la mémoire de Béla Bartók’ holt uns zurück auf Erden, und Liebreich findet hundertprozentig den richtigen Ton. Es ist nichts zu viel und nichts zu wenig. Nur einfach tief ergreifend.
Das Nationale Polnische Rundfunkorchester hat natürlich eine lange Erfahrung mit den hier gespielten Werken, die es auch schon mehrmals, u.a unter Antoni Wit aufgenommen hat. Die Liebreich-Interpretationen drücken diesem Orchester aber auch ganz deutlich seinen persönlichen Stempel auf, und die Musiker aus Katowice zeigen, wie souverän sie von einer Werksicht zu einer anderen wechseln können, ohne ein Jota von ihrer technischen Meisterschaft abzugeben.