Franz von Suppés Oper ‘Il Ritorno del Marinaio’ ist ein Auftragswerk der Hamburger Oper. Doch das, was hier zu hören ist, ist nicht die Originalfassung von ‘Des Matrosen Heimkehr’. Das Label cpo teilt mit: « Unsere Aufnahme der romantischen Oper ‘Des Matrosen Heimkehr’ greift textlich nicht auf die Situation der Hamburger Premiere zurück: Dort wurde das Werk mit Anton Langers Original-Text gegeben. Die italienische Version, deren Übersetzer unbekannt geblieben ist, findet sich im bei dem Hamburger Verleger August Cranz erschienenen Klavierauszug, sowie – zu einem Teil in Suppés handschriftlicher Partitur, die sich heute in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek befindet. Italienisch passt auch besser zur Italianitá der Musik. »
Die Oper wurde nach anfänglichem Erfolg schnell vergessen und die Originalpartitur wurde beim Bombenangriff im Jahre 1943 zerstört. Laut Wikipedia fand der kroatische Dirigent Adriano Martinolli d’Arcy eine Kopie in einem amerikanischen Archiv, allerdings nicht in der italienischen Fassung, die er nach weiteren Recherchen zuerst in Split und danach 2016 in Rijeka dirigierte, wo die vorliegende Aufnahme entstand.
Die deutsche Franz von Suppé-Webseite geht nicht besonders positiv mit dem Werk um: « Der Bezeichnung ‘romantische Oper’ wird das Stück allenfalls in einer gewissen Rührseligkeit gerecht, das im lyrischen verhaftet bleibt und kaum irgendeine Dramatik zulässt. So ist der Held der Geschichte, der Matrose Pietro, eher eine traurige Figur. Nach zwanzigjährigem Militärdienst zur See, zu dem er sich aus Enttäuschung über eine geraubte Geliebte verpflichtet hatte, will er in einem dalmatinischen Hafen endlich abmustern. Da bekommt er zufällig mit, wie der Bürgermeister des Hafenstädtchens den jungen Nicolo zum Kriegsdienst verpflichten will, um dessen Geliebte Jela, die sein Mündel ist und auf die er ebenfalls ein Auge geworfen hat, von ihm zu trennen. Pietro erkennt durch ein Lied, das Jela singt, dass sie die Tochter seiner inzwischen verstorbenen Geliebten Jela ist (die Anklänge an die Leichte Kavallerie sind unübersehbar). Da das Hafenstädtchen verpflichtet ist, drei neue Rekruten für die Marine zu stellen, opfert sich Pietro, indem er anstelle Nicos erneut als Matrose anheuert. »
Der Suppé-Biograph Roser spricht von einer « großartigen Musik », andererseits aber auch von « schamlosen Anleihen », z. B. beim ‘Fliegenden Holländer’, ‘Zar und Zimmermann’ oder ‘Eine Nacht in Venedig’.
Die musikalische Umsetzung der Partitur durch Martinolli d’Arcy kann die Vorwürfe der Rührseligkeit und mangelnder Dramatik nicht entkräften. Der Dirigent tut nicht besonders viel, um die Musik wirklich ansprechend und frisch werden zu lassen. Sein Dirigat ist über weite Strecken zu behäbig, nicht wirklich spritzig genug. Es fehlt Salz und Pfeffer.
Seinen Sängern fehlt – Mariukka Tepponen als Jela und Ljubomir Puskaric als Pietro ausgenommen – ebenfalls die Prägnanz, um den Figuren Blut durch die Adern fließen zu lassen. Insbesondere Giorgio Surian ist ein blasser Interpret für die Buffo-Rolle des Bürgermeisters, und Aljaz Farasin fehlt die Leuchtkraft, um die Rolle des jungen Liebhabers Nicolo glaubwürdig zu interpretieren. Auch er geht nicht wirklich aus sich heraus.
Und so bleibt am Ende ein insgesamt zwiespältiger Eindruck von dieser Oper, denn oft, wenn man gerade meint, die Musik komme in Gang, legt einer der Protagonisten wieder die Bremse an. Tepponen (Jela) und Ljubomir Puskaric (Pietro) gelingt es aber, zumindest beide Finalszenen zu retten. Da liegt dann auch Kraft in der Musik.