Scharf, kantig und mit unwiderstehlichem Drive beginnt Frank Dupree das 4. Klavierkonzert von Nikolai Kapustin (1937-2020), um im weiteren Verlauf auch die ruhigeren Teile mit bestechender Klarheit zu formulieren. So unmittelbar, so zupackend und transparent habe ich diese Musik noch nicht gehört. Es gibt verspieltere oder auch ruhigere Interpretationen, aber das elektrisierende Feuer dieser Aufnahme wird dem Werk in allen Hinsichten gerecht. Der zunächst als Jazz-Schlagzeuger ausgebildete deutsche Pianist Frank Dupree ist nicht nur energetisch, er ist auch musikalisch und teilt seinen Enthusiasmus für dieses Konzert 1 zu 1 mit dem Zuhörer.
Sehr spannend und spontan wird auch das Doppelkonzert für Violine, Klavier und Streichorchester, dessen Jazzelemente und ganz verschiedene Harmonien gekonnt gemischt und artikuliert werden.
Der Dirigent Case Scaglione hat sicherlich am Erfolg der Konzertaufnahmen einen wichtigen Anteil. In der Kammersymphonie op. 57 aus dem Jahre 1990 steht freilich Frank Dupree als Dirigent vor dem Orchester. Beide Musiker zeigen ein untrügliches Gespür für Kapustins Musik und sind nicht darauf aus, diese in eine bestimmte Richtung zu drängen. Sie widersetzt sich ja auch einer Klassifizierung und soll weder primär nach Jazz noch nach Klassik klingen. Sie mag oft jazzige Elemente beinhalten, ist es aber kein Jazz. Der richtige Interpretationsansatz, und den haben Scaglione und Dupree, ist wohl, den ganzen Reichtum der Musik des Komponisten zu Gehör zu bringen, die vielen kleine Details zu pflegen, die sie enthält, und diese in einen möglichst klaren und transparenten Klang zu kleiden, um Kapustins musikalische Ästhetik in ihrer ganzen Originalität zum Ausdruck zu bringen. Das ist mit dem exzellent disponierten Württembergischen Kammerorchester Heilbronn vollauf gelungen, und die Tontechnik hat diese Klarheit in einer perfekten Balance und Räumlichkeit mit viel klanglicher Präsenz gut eingefangen.
At the beginning Frank Dupree’s interpretation of Nikolai Kapustin’s 4th Piano Concerto is sharply shaped and has an irresistible drive. As the music progresses, he shows a captivating clarity in the quieter parts. I have never heard this music in such an immediately gripping and transparent performance. There are more playful or quieter interpretations, but the electrifying fire of this recording does the work justice in all respects. German pianist Frank Dupree was initially trained as a jazz drummer, but his playing is not only energetic, it is musical and allows him to share his enthusiasm for this concerto 1 on 1 with the listener.
The Double Concerto for violin, piano and string orchestra is also very exciting and spontaneous, with jazz elements and very different harmonies skillfully mixed and articulated.
The conductor Case Scaglione has certainly played an important part in the success of the concert recordings. In the Chamber Symphony op. 57 from 1990, however, Frank Dupree is the conductor. Both musicians show an unmistakable feeling for Kapustin’s music and are not out to push it in a certain direction. After all, it resists classification and is intended to sound neither primarily jazz nor classical. It may often contain jazzy elements, but it is not jazz. The correct interpretive approach, and Scaglione and Dupree have it, is probably to bring the full richness of the composer’s music to the ear, to attend to the many small details and to bring these into the clearest and most transparent sound to express Kapustin’s musical aesthetic in all its originality. This was fully achieved with the excellently disposed Württemberg Chamber Orchestra Heilbronn, and the sound engineering captured this clarity well in a perfect balance and spatiality with plenty of sonic presence.