Diese Aufnahme steht am Beginn einer Gesamteinspielung der 14 Symphonien des aus Brasilien stammenden Komponisten Claudio Santoro, der von 1919 bis 1989 lebte. Beide Werke stammen aus den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. In dieser Phase sollte seine Musik durch die Verwendung volkstümlicher Elemente oder zumindest so klingender Musik dem Publikum leichter zugänglich sein. Dabei fokussierte er vor allem auf erfundene Klänge und weniger echte Zitate. Seine siebte Symphonie mit dem Untertitel ‘Brasilia’ ist auch aus seiner eigenen Sicht sein bestes Werk. Sie weist auf den aufstrebenden Staat hin, der gerade seine neue Hauptstadt bekommen hatte.
Als Student hatte er sein Handwerkszeug u. a. bei Nadja Boulanger erhalten und verfügte so über die Kenntnisse, um formal ausgereifte Werke zu komponieren. Das wird auch bei den beiden Sinfonien, die jeweils die klassische Aufteilung in vier Sätze haben. Im ersten Satz der 5. Sinfonie verwendet er dann als Anlehnung an die Musik seiner Heimat eine lydisch-mixolydische Tonart, die sich durch eine übermäßige Quarte einerseits und eine verminderte Sept andererseits charakterisieren lässt. Daraus schafft er eine angespannte, mysteriöse Struktur. Die beiden Mittelsätze zeichnen sich die Verwendung einheimischer Musik, hier sogar wörtlich zitiert aus, bevor der Schlusssatz um ein synkopisches Thema kreist.
Die siebte Symphonie markiert den Abschluss seiner nationalistischen Kompositionsphase. Während sich der zweite Satz auf einem weitgespannten Bogen entwickelt, beschränkt sich die thematische Arbeit der anderen Sätze auf Viertonmotive.
Das Goias Philharmonic aus dem brasilianischen Mittelwesten wurde 1980 gegründet und hat seit 2014 mit Neil Thomson einen Chefdirigenten, der die Qualitäten des Ensembles gezielt gefördert hat. So konnte es sich vor allem, aber nicht nur, als Promotor der Musik Brasiliens etablieren. In der Präsentation der beiden Werke von Claudio Santoro vermittelt es das beeindruckende Gespür für die Rhythmen und Stimmungen der Musik seiner Heimat. Das äußert sich insbesondere in einer zutiefst mitreißenden lässigen Beschwingtheit des Spiels. Gerade das eröffnet die tolle Hörerfahrung. Ohne diese Lebendigkeit würde die Musik fad und akademisch ohne Nachhall auf unser Ohr treffen.
This release is the beginning of a complete recording of the 14 symphonies of the Brazilian composer Claudio Santoro, who lived from 1919 to 1989. Both works come from the Fifties of the last century. In this phase, his music was intended to be more accessible to the public through the use of folk elements, or at least music that sounded like them. He focused primarily on invented sounds rather than genuine quotations. His seventh symphony, subtitled Brasilia, is also his best work from his own perspective. It points to the emerging state that had just received its new capital.
He studied with Nadja Boulanger, among others, and thus had the knowledge to compose formally mature works. This is also evident in the two symphonies, each of which has the classical division into four movements. Then, in the first movement of the 5th Symphony, he uses a Lydian-Mixolydian key as a reference to the music of his homeland, which can be characterized by an augmented fourth on the one hand and a diminished seventh on the other. From this he creates a tense, mysterious texture. The two middle movements feature the use of native music, here even quoted verbatim, before the final movement revolves around a syncopated theme.
The Seventh Symphony marks the conclusion of his nationalistic compositional phase. While the second movement develops on a wide-ranging arc, the thematic work of the other movements is limited to four-note motives.
The Goias Philharmonic was founded in 1980 and since 2014 has had a principal conductor in Neil Thomson, who has specifically promoted the qualities of the ensemble. This has allowed it to establish itself primarily, but not only, as a promoter of the music of Brazil. In its presentation of the two works by Claudio Santoro, it conveys an impressive sense of the rhythms and moods of the music of its homeland. This manifests itself in particular in a profoundly intoxicating casual buoyancy of playing. It is precisely this that opens up the great listening experience. Without this liveliness, the music would be bland and academic without resonance to our ears.