Uihhh, der geht in den Bauch, dieser erste Satz der Rheinischen! Wohl ist es kein Sturm, aber doch ein unruhiger Wellengang, der das Boot ganz schön zum Schaukeln bringt! Dabei versucht man, sich an der Vielzahl der Melodielinien festzuhalten, die Dirk Joeres in dieser an Transparenz kaum zu überbietenden Aufnahme vor uns ausbreitet, aber wenn man glaubt, etwas fixiert zu haben, ist das Ohr schon beim nächsten Motiv. Doch nicht nur die das Werk bereichernde Durchhörbarkeit ist es, die fasziniert, es gibt auch viel Schwung in dieser Symphonie, die ihrem Namen in dieser Interpretation alle Ehre macht.
Also verlässt Joeres ausgetretene Pfade, sagen Sie jetzt, und päppelt Schumanns Musik fetzig auf. Falsch, antworte ich, denn diese Rheinische und auch das Opus 52 sowie das Opus 13 wirken in ihrer Art hier ganz natürlich, völlig unrecherchiert, eben halt im besten Sinne musikantisch und letztlich durch und durch ‘schumannesk’. Denn Joeres weiß sehr wohl, dass es hier nicht ums Aufblasen der Musik gehen kann, sondern, dass der Dirigent eher kammermusikalisch überlegen muss, um den Gedanken des Träumers und Schwärmers Schumann zu folgen.
Schumann war ja so verrückt, ein langsames Scherzo zu schreiben, und dieses muss dann auch so zum Klingen gebracht werden, um zum sublimsten Scherzo der ganzen Symphonik zu werden. Und das ‘Nicht schnell’ macht Joeres keineswegs zum Adagio, so wie er das ‘Feierlich’ nicht ins Bombastische kehrt, sondern in würdevollen, edelsten Pathos. Und im Finale legt er nicht los, als gehe es darum, Rekorde aufzustellen, sondern er kümmert sich vor allem um die Leichtigkeit der Musik, damit ihr fröhlich-beglückender Charakter sich voll entfalten kann. Welch eine wundervolle Musik breitet sich da vor uns aus, in einer Interpretation, deren Referenzcharakter evident ist!
P.S.: Das Programm dieser CD wurde vormals auf dem Label Regis veröffentlicht.