Giuseppe Verdi: Attila; Liudmyla Monastyrska, Ildebrando D'Arcangelo, Stellario Fagone, Gabriel Rollinson, Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Ivan Repusic; 2 CDs BR Klassik 900330: Liveaufnahme 2019, Veröffentlichung 08/05/2020 (D), 01/05/20 (UK/US) (101'26) - Rezension von Remy Franck
Ivan Repusic, Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters, dirigierte Verdis Attila in einer konzertanten Aufführung am 13. Oktober 2019 im Münchner Prinzregententheater, die vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten wurde.
Attila wurde am 17. März 1846 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführt. Die Oper spielt in der Mitte des 5. Jahrhunderts. Der Hunnenkönig Attila hat Aquileia erobert, lässt dessen Herrscher töten und will von hier aus Rom angreifen. Odabella, die Tochter des Herrschers von Aquileia, gelobt, den Tod ihres Vaters rächen. Sowohl der römische Feldherr Ezio als auch Odabellas Geliebter Foresto und Odabella selbst wollen aus unterschiedlichen Beweggründen das Vaterland vom Eroberer befreien. Am Ende ersticht sie Attila.
Als Chor-Oper und wegen der nationalistischen Ideale hatte es Attila nicht schwer, sich in Italien durchzusetzen. Im Ausland blieb sie ein wenig aufgeführtes Werk des Komponisten, nicht zuletzt weil sie nur mit einer hervorragenden Besetzung Erfolg haben kann. Das ist gottseidank in dieser Liveaufnahme gegeben.
Der Bass Ildebrando D’Arcangelo ist ein kraft- und charaktervoller Attila, der mit glanzvoll mächtiger, aber, wenn erfordert, auch warmer und einfühlsamer Stimme überzeugt. So kann er die komplexe Figur mit ihrem Stolz, ihrer Kampfeslust aber auch ihrem Zweifeln glaubwürdig werden lassen.
Der Bariton George Petean begeistert in der Rolle des Feldherrn Ezio. Mit seiner brillant projizierten, vorbildlich geführten Stimme ist er ein Plus dieser Besetzung. Der Tenor Stefano La Colla ist anfangs noch ein wenig gehemmt, kann aber schnell seinen angenehm timbrierten Tenor sich frei entfalten lassen.
Die ukrainische Sopranistin Liudmyla Monastyrska fasziniert mit einer stimmlich wie darstellerisch grandiosen Odabella. Brillante Spitzentöne, flexible Koloraturen, feine Pianolinien und eine kräftige, farbige Tiefe gehören zu den Vorzügen dieser Stimme.
Die Nebenrollen sind ausnahmslos gut besetzt.
Am Pult hält Ivan Repusic die Zügel fest in der Hand und sorgt so zusammen mit seinen Sängern und dem exzellenten BR-Chor dafür, dass diese frühe Verdi-Oper wirkungsvoll wird. Wenn in der Vergangenheit Musikwissenschaftler Attila als eine schwerfällige und laute Risorgimento-Oper bezeichnet haben, so wird diese Kritik mit dem schlanken Dirigat von Repusic Lügen gestraft. Er lässt das Münchner Rundfunkorchester mit federnden Schwung, viel Drive und beeindruckendem Farbenreichtum musizieren. Bis auf ganz wenige Wackler und andere kleine Mängel lässt eigentlich nichts auf eine Liveaufnahme schließen. Auch die Tonaufnahme ist ausgezeichnet.
