Der 1998 geborene italienische Pianist Giovanni Bertolazzi hat seine Liszt-CD auf dem Grand Prix 333, dem längsten Flügel der Welt aufgenommen. Das ist ein Instrument eines Klavierbauers, der Konzertflügel noch ganz von Hand baut: Luigi Borgato.
Der Grand Prix misst 3 Meter und 33 Zentimeter – gegenüber einem Durchschnitt von 2,70-2,80 Metern – und klingt phänomenal, klar, wunderbar ausgeglichen, warm und schlank, was sicherlich den Liszt-Interpretationen von Bertolazzi entgegenkommt.
Die ungewöhnlich fantasievollen und persönlichen Interpretationen packen einen sofort, ab der ersten Takte der Sonate, mit einer nie nachlassenden Spannung, einer großartigen Palette von Farben und einer direkt magischen Rhetorik, die quasi improvisatorisch wirkt, mit wuchtigen Fortissimi, die aber immer klangschön und musikalisch bleiben, sowie zarten, fein kantablen, wie geflüsterten Tönen und allem, was dazwischen liegt und von Bertolazzi wunderbar differenziert wird.
Das ergibt ein pianistisches Drama von überwältigender Kraft einerseits und Poesie andererseits, in dem viel Technisches zu bewundern ist, aber in dem vor allem die musikalische Rhetorik eine halbe Stunde lang völlig in den Bann zieht.
Genau so dramatisch spielt Bertolazzi die Dante-Sonate, vom bedrohlich formulierten Beginn über eine erregte, drängende, ja wirklich ‘höllische’ Entwicklung, einen langsamen transzendentalen Mittelteil bis hin zum satanischen Inferno-Schluss.
Zwischen die Sonate und die Dante-Fantasie hat der italienische Pianist Harmonies du Soir geschoben, sozusagen als emotionale Abkühlung. Und mit Hans von Bülows Dante-Sonett Tanto gentile e tanto onesta in der Bearbeitung von Franz Liszt entlässt uns Bertolazzi dann kantabel und poetisch und beendet so ein packendes Liszt-Recital. Es ist seine erste CD überhaupt, und man darf hoffen bald noch mehr von diesem außergewöhnlichen Pianisten zu hören.
Italian pianist Giovanni Bertolazzi, born in 1998, recorded his Liszt CD on the Grand Prix 333, the longest grand piano in the world. This is an instrument made by a piano maker who still builds concert grands entirely by hand: Luigi Borgato.
The Grand Prix measures 3 meters and 33 centimeters – compared to an average of 2.70-2.80 meters – and its sound is phenomenal, clear, wonderfully balanced, warm and slender, which certainly suits Bertolazzi’s Liszt interpretations.
The unusually imaginative and personal interpretations grab you immediately, from the very first bar of the sonata, with a tension that never lets up, a magnificent palette of colors, and a directly magical rhetoric that seems quasi-improvisatory, with massive fortissimos that always remain tonally beautiful and musical, as well as delicate finely cantabile, like whispered notes, and everything in between, wonderfully differentiated by Bertolazzi.
The result is a pianistic drama of overwhelming power on the one hand and poetry on the other. There is much to admire technically, but it’s above all the musical rhetoric which completely captivates for half an hour.
Bertolazzi plays the Dante Sonata just as dramatically, from the ominously formulated opening through an excited, urgent, indeed ‘hellish’ development, a slow transcendental middle section to the satanic inferno conclusion.
Between the Sonata and the Dante Fantasy, the Italian pianist has inserted Harmonies du Soir, as an emotional cooling-off, so to speak.
And with Hans von Bülow’s Dante sonnet Tanto gentile e tanto onesta in the arrangement by Franz Liszt, Bertolazzi then dismisses us cantabile and poetic, thus ending a gripping Liszt recital. This is his first CD ever, and one may hope to hear more from this extraordinary pianist soon.