Anton Bruckners Neunte Symphonie wird in dieser Aufführung zum Problemfall. Da ist einerseits ein junges Orchester, das zeigt, welch hohes instrumentales Niveau es hat, wie gut auch seine Solisten sind, welche Farben es im Detail produzieren kann und zu welch mächtigem Klang es im Ensemble fähig ist, aber da ist andererseits ein Dirigent, der seinem Orchester mit schwerem Atem eher langsame Tempi vorgibt, die sicher nicht dem Temperament der jungen Musiker entsprechen und letztlich die Musik an einem wirklichen Entfalten hindern. Der erste Satz hätte sicher etwas schlanker, elanhafter und flexibler im Klang sein können. Das Orchester fühlt sich hörbar im Scherzo am wohlsten, aber im Adagio fehlt so ziemlich alles, was diesem Satz Spannung und Feierlichkeit geben könnte. Keine ‘Verklärungshöhen’ gibt es, kein Auflehnen und kein innerer Friede, das Ganze bleibt eher anekdotisch und zusammenhanglos.
Jonathan Nott ist künstlerischer Berater der Jungen Deutschen Philharmonie. Als solcher hätte er eigentlich diese Neunte Symphonie gar nicht aufs Programm setzen dürfen. Das ist kein Werk für ein solches Orchester.
Auch das Konzert für Viola und Orchester von Sofia Gubaidulina ist nicht unbedingt die beste Wahl, denn Nott hätte ein Konzert finden können, in dem das Orchester mehr zu tun hat als in diesem Bratschenkonzert, in dem das Soloinstrument eine alles dominierende Rolle spielt, mit langen Solopassagen.
Nichts gegen das Werk; es ist eine phänomenale Komposition, tiefschürfend, hoch expressiv und von berauschender Wirkung.
Nichts auch gegen die Aufführung: Antoine Tamestit ist grandios in seiner Ausdruckskraft und in der Intensität seines Spiels. Das Orchester antwortet spannungsvoll darauf, und so kommt eine packende Aufführung zustande.