1905 Impressions; Maurice Ravel: Miroirs; Claude Debussy: Images I; Isaac Albeniz: Iberia III; Fanny Azzuro, Klavier; 1 CD Paraty 116224; Aufnahme 12/2016, Veröffentlichung 07/2017 (70'54) – Rezension von Remy Franck

Fanny Azzuro, eine 31-jährige französische Pianistin mit italienischen Wurzeln, wendet sich auf dieser CD einem französisch-spanischen Programm zu, dessen Werke der betrachtenden Musik zuzurechnen sind und aus Betrachtungen Impressionen und Empfindungen ableiten. Das gilt für Ravels ‘Miroirs’, das hier sehr differenziert gestaltet wird, je nach der Art der Stücke kontemplativ oder auch ganz virtuos. Unter Fanny Azzuros Fingern klingen die ‘Miroirs’ aber generell wunderbar leicht, selbstverständlich und sehr farbenfroh. Technisch ist die Pianistin ungemein sicher, und die virtuose Fingerfertigkeit, die sie an den Tag legt, ist schon beeindruckend.

Debussys Klangwelt erkundet sie mit einem sehr ausgeprägten Gespür für Farben und Harmonienreichtum. Das Kristalline, das die Ravel-Interpretationen auszeichnet, weicht in den drei ‘Images’ von Claude Debussy (‘Reflets dans l’eau’, ‘Hommage à Rameau’ und ‘Mouvement’) einem sehr warmen und intimistischen Klang.

Am meisten beeindrucken letztlich aber die drei Stücke aus ‘Iberia III’: ‘El Albaicin’, ‘El Polo’ und ‘Lavapies’. Fanny Azzuros klares und farbenreiches Spiel ist angenehm flüssig und mischt kongenial Virtuosität und Poesie. Die Pianistin erreicht dabei einen Grad an souveräner Freiheit, der an die Hamelin-Aufnahme erinnert. Die Stimmung des Zigeunerviertels von Granada wird ebenso faszinierend wie die Flamenco-Anklänge in ‘El Polo’. Besonders schön ist die Atmosphäre des ehemals jüdischen Stadtteils von Madrid, Lavapies, ein Stück, dessen eigenartige Rhythmik man selten so spannend hören konnte, weil hier die Flut an Noten, die Modernität der Musik (mit der Betonung von Dissonanzen) sehr deutlich werden. Im zweiten Thema glaubt man gar, einen torkelnden Beschwipsten vor sich zu sehen, der einen Schluckauf hat.

French pianist Fanny Azzuro plays this French-Spanish program with great fluency and imaginative delicacy. In its suppleness and transparency it does not lack force either. Albeniz’s Iberia III cycle is especially suggestive, and Fanny Azzuro gives the miniature tone-poems an appealing character.

 

 

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