Die Begeisterung von Telemann für polnische Musik, durchaus auch Volksmusik der Feste und Schänken, ist durch seine eigenen Äußerungen sowie eindeutig betitelte Werke belegt. Malgorzata Malke hat sich in den Fantasien für Violine auf die Suche nach diesbezüglichen Hinweisen gemacht und ist fündig geworden. Zwar handelt es sich eher um Andeutungen. So hört sie in nahezu allen Schlusssätzen die Lebensfreude dörflicher Tanzlustbarkeiten, wie sie in Polen üblich waren. Konkreter wird es etwa in den Largos der ersten, der siebten und der zehnten Fantasie sowie im Moderato der zwölften, wo sie die Polonaise wahrnimmt, wohl die bekannteste polnische Tanzform. Den Oberek erkennt man im Vivace der dritten und Allegro der achten Fantasie. Die Mazurka ist im Allegro des siebten und im Spirituoso des achten Werks erhörbar. Und im Vivace der neunten Fantasie lässt sich der Krakowiak erkennen.
Malgorzata Malke hat sich auf die historisch informierte Spielweise spezialisiert und in verschiedenen, vor allem in Polen in dementsprechend agierenden Ensembles mitgewirkt. Hier als Solistin kann sie sich frei entfalten. Und das macht sie mit einer luftig tänzerischen Darstellung, die den volkstümlichen Charakter der von ihr gesuchten Tänze auf alle Sätze ausdehnt und damit den Fantasien einen leichtfüßigen und eloquenten Charme gibt. In anderen Interpretationen werden diese Werke auch mal eher akademisch trocken gelesen. Bei Malke quellen sie über vor Lebensfreude. Und so lässt sich diese Musik, die im Vergleich etwa zu den Sonaten und Partiten von Bach gern einmal als weniger bedeutend angesehen wird, in einer quirligen Sicht hören. Handwerklich hat die Solistin diese Werke natürlich ausdrucksstark im Griff und lässt sich nicht etwa auf das spielerische Niveau eines Tanzbodens herab. In der Kombination aus technischer Beherrschung und musikalischer Durchleuchtung gelingt ihr eine äußerst ansprechende Interpretation dieser Werke.
Telemann’s enthusiasm for Polish music, certainly also folk music of festivals and taverns, is attested to by his own statements as well as clearly titled works. Malgorzata Malke has searched the fantasies for violin for indications of this and has found them. Admittedly, these are rather hints. In almost all the final movements, for example, she hears the joie de vivre of village dances, as they were customary in Poland. It becomes more concrete in the Largos of the first, seventh and tenth fantasies, as well as in the Moderato of the twelfth, where she perceives the Polonaise, probably the best-known Polish dance form. The Oberek can be recognized in the Vivace of the third and Allegro of the eighth Fantasy. The mazurka can be heard in the Allegro of the seventh and the Spirituoso of the eighth work. And the Krakowiak can be recognized in the Vivace of the ninth Fantasy.
Malgorzata Malke has specialized in historically informed playing and has played in various ensembles, especially in Poland, that operate accordingly. Here, as a soloist, she can develop freely. And she does so with an airy, dance-like performance that extends the folk character of the dances, giving the fantasies a light-footed and eloquent charm. In other interpretations, these works are sometimes read in a rather academically dry manner. With Malke, they overflow with joie de vivre. And so this music, which in comparison to Bach’s sonatas and partitas, for example, is often regarded as less important, can be heard in a lively perspective. The soloist naturally has these works expressively under control and does not lower herself to the playing level of a dance floor. In the combination of technical mastery and musical illumination she succeeds in an extremely appealing interpretation of these works.