Das Duo von Jean-Samuel Bez und Jean-Luc Therrien, dem Franzosen und dem Kanadier, hat für seine aktuelle Aufnahme die freie Form gewählt, nämlich die Fantasie. Dass sie zwei Werke von Lili Boulanger, die diese Bezeichnung nicht tragen, mit aufgenommen haben, stört da nicht. Im Übrigen bieten sie neben Bekanntem, den Fantasiestücken von Schumann etwa oder der Fantasie für Violine mit Klavierbegleitung von Arnold Schönberg auch Unbekanntes oder Vergessenes wie die Fantasien von Alécian, Mathieu oder Samazeuilh. Schließlich umfasst ihre Auswahl noch weniger bekannte Stücke von bekannten Komponisten, wie die slawische Fantasie von Dvorak oder die Wiener Rhapsodische Fantasie von Kreisler. Dass auch politische Momente reinspielen, wird in der kasachischen Fantasie von Eugénie Alécian deutlich, die vor dem Hintergrund von Spannungen zwischen Armenien und Kasachstan entstand.
Mit sehr gepflegter Technik und trotzdem eloquent ausgelebtem Ausdruck präsentieren sie das Programm. Vergleicht man etwa den Schönberg mit der Einspielung von Carolin Widmann und Simon Lepper, so mag man deren Aufnahme als bissiger, aber auch spröder hören oder die neue als klanglicher und charmanter, je nach Geschmack. Dieser Eindruck ist auch bei den anderen Werken der CD nachvollziehbar. Insofern formulieren Bez und Therrien vielleicht angenehmer, aber auch weniger markant im Sinne der Darstellung neuer Musik. Im Endeffekt ist das eine etwas andere Sicht, keine Qualitätsfrage. Vielmehr bringen die beiden Musiker die Schattierungen in den Werken wie auch die stilistischen Unterschiede zwischen den Stücken nuanciert zum Ausdruck. Sie stellen sich auch als gut aufeinander eingespieltes Team vor, das beim Geben und Nehmen rücksichtsvoll den anderen beteiligt.
The duo of Jean-Samuel Bez and Jean-Luc Therrien, a Frenchman and a Canadian, has chosen the free form for its current recording, namely the fantasy. The fact that they have included two works by Lili Boulanger, which do not bear this designation, does not bother. Besides the well-known pieces, such as the fantasies by Schumann or the fantasy for violin with piano accompaniment by Arnold Schoenberg, they also offer unknown or forgotten pieces, such as the fantasies by Alécian, Mathieu or Samazeuilh. Finally, their selection includes lesser-known pieces by well-known composers, such as the Slavonic Fantasy by Dvorak or the Viennese Rhapsodic Fantasy by Kreisler. That political moments also play into it becomes clear in the Kazakh Fantasy by Eugénie Alécian, which was written against the background of tensions between Armenia and Kazakhstan.
They present the program with very fine technique and yet eloquent expression. If one compares, for example, the Schoenberg with the recording by Carolin Widmann and Simon Lepper, one may hear the latter’s recording as more biting but also more brittle, or the new one as more sonorous and charming, depending on one’s taste. This impression is also comprehensible with the other works on the CD. In this respect, Bez and Therrien formulate perhaps more pleasantly, but also less strikingly in the sense of representing new music. In the end, this is a somewhat different view, not a question of quality. Rather, the two musicians give nuanced expression to the shadings in the works as well as the stylistic differences between the pieces. They also present themselves as a well-coordinated team, considerately involving the other in the give and take.