Dann öffnet mal die Ohren, denn hier passiert etwas: Sowohl im 3. Klavierkonzert als auch im Konzert für Orchester kratzen Javier Perianes und Pablo Heras-Casado die grau-kalten Todesfarben ab und bringen die bunte Kolorierungen hervor.
Gewiss, das Adagio religioso im Klavierkonzert vermittelt auch Auflehnung und Unbehagen, aber was Perianes zuzüglich an wohliger Poesie einbringt und was der Dirigent an zarten Farben beimischt, ist schon außergewöhnlich. Das gibt dem Satz eine völlig neue Dimension.
Auch der erste Satz schillert in vielen Farben, fern von aller strengen Motorik, die andere Interpreten bevorzugen. Tänzerisch leicht wird die Musik mit Perianes und den Münchner Philharmonikern, die mit viel Spielfreude dabei sind. Nicht weniger stark setzt sich der schwungvoll und federnd gespielte, ungemein inspirierte Finalsatz von andern Interpretationen ab, die längst nicht so viele Farben und so viel Transparenz enthalten. Und so gehört diese Einspielung denn zweifellos zu den bedeutendsten dieses Werks.
Unter Pablo Heras-Casado wird das Konzert für Orchester auch sehr farbig und erinnert an die Liveaufnahme von 1958 mit dem SWR-Orchester unter Lorin Maazel. Heras-Casado gelingt eine gestalterisch ebenso phantasievolle Version dieses Meisterwerks. Wie Maazel sorgt er sich um Stimmungen, ums Klangmalerische der Musik und um ihre Nähe zur traditionellen ungarischen Musik. Diese neue Einspielung hat daher auch nicht den nekrophilen Charakter, den Eschenbach dem Werk gegeben hat, sondern klingt viel positiver und zielstrebiger. Das Allegretto scherzando hat man selten so verspielt und schwungvoll tänzerisch gehört. Die Münchner Philharmoniker spielen brillant und spannungsvoll.