Die 1991 in Kairo geborene ägyptische Sopranistin Fatma Said stellt auf ihrem kulturübergreifenden Debüt-Album ein Programm französischer, spanischer und ägyptischer Herkunft vor. Dazu gehören auch Volkslieder aus ihrem Heimatland und aus dem Nahen Osten.
(Remy Franck) – Zunächst erklingt Ravels Shéhérazade in der selten zu hörenden Fassung mit Klavierbegleitung, technisch mit exzellent geführter und auch feinfühliger Stimme aufbereitet, wenngleich Said nicht ganz jenen Grad an Sensualität erreicht, mit dem Marianne Crebassa in ihrer Aufnahme so sehr überzeugte. Dafür fällt umso mehr die in Verbindung mit scharfem Fokus erreichte sorgfältige Artikulation auf, die zu einer hohen Textverständlichkeit führt. Ein weiteres Merkmal von Fatma Saids Sopranstimme ist ihre mühe- und bruchlose Bewältigung der Register, von ätherischer Höhe bis zu kräftiger, leicht rauchiger Tiefe.
Nicht weniger ausdrucksstark und gefällig singt Said ebenfalls die spanischen Lieder, während sie in Berlioz’ Zaïde-Lied und vor allem in Bizets Hugo-Vertonung darstellerisch eher blass bleibt, weit entfernt etwa von Nathalie Dessays leidenschaftlicher Interpretation.
Die arabischen Lieder singt Fatma Said mit idiomatischem Flair und veredelt sie mit ihrer hochkarätigen Stimme.
Am Ende des abwechslungsreichen Programms bleibt die Feststellung, dass Fatma Said mit vorzüglichen stimmlichen Atouts punkten kann – exzellente Stimmführung, weitgestreckte, flexible Stimme, ein gefälliges Timbre und ein starkes Charisma – aber gestalterisch noch reifen muss.
Gemeinsam mit Fatma Said stellt sich Malcolm Martineau als wie üblich hoch sensibler Begleiter vor, während die Musiker der arabischen Lieder mit exzellentem Musizieren diesem Programmteil selbstverständlich sehr zu Gute kommen.
On her cross-cultural debut album Egyptian soprano Fatma Said, born in Cairo in 1991, presents a program of French, Spanish and Egyptian origin. This also includes folk songs from her home country and the Middle East.
Ravel’s Shéhérazade is heard in the rare version with piano accompaniment. Technically Said impresses with an excellent vocal line and sensitive singing, although Said does not quite reach the level of sensuality of Marianne Crebassa in her recording of this composition. But the careful articulation achieved with sharp focus is all the more striking, leading to a very good text comprehensibility. A further characteristic of Fatma Said’s soprano voice is her effortless and seamless mastery of the registers, from ethereal high to a smoky low.
Said’s Spanish songs are expressive and pleasing, while she remains rather pale in Berlioz’s Zaïde-Lied and especially in Bizet’s setting of Hugo’s Adieux de l’hôtesse arabe, far from Nathalie Dessays passionate interpretation.
Fatma Said sings the Arabic songs with idiomatic flair and ennobles them with her high-caliber voice.
At the end of the varied program, we conclude that Fatma Said scores with excellent vocal atouts – excellent vocal line, broad, flexible voice, a pleasing timbre and a strong charisma – but still needs to mature.
Together with Fatma Said, Malcolm Martineau, as usual, presents himself as a highly sensitive accompanist, while the musicians of the Arabic songs are no less convincing.
(Uwe Krusch) – Fatma Said ist mit Anfang zwanzig noch nicht allzu bekannt, obwohl sie in Berlin studierte, anschließend im Opernstudio Mailand sang und 2016 als Pamina an der Scala debütierte. Nach dem Besuch der Deutschen Schule in ihrer Heimat Kairo bekam sie mit 14 ersten Gesangsunterricht. Auch das Mozarteum Salzburg, das Leipziger Gewandhaus und die Hamburger Staatsoper haben sie schon erlebt.
Mit ihrem Debütalbum El Nour, Licht, legt sie ein kulturübergreifendes Kunstliedprogramm französischer, spanischer und ägyptischer Komponisten neben Volksliedern aus ihrem Heimatland Ägypten und populären Liedern aus dem gesamten Nahen Osten vor. Die Sopranistin Fatma Said mag sich nicht festlegen, nicht weil sie es nicht könnte, sondern weil sie sich in vielen Stilrichtungen, Sprachen und Kulturen wohl fühlt. Sie hofft, dass die Werke in dieser Zusammenstellung in einem anderen Licht gehört werden als man das vielleicht bisher getan hat. Sie kombiniert drei Kulturen, die arabische, die französische und die spanische miteinander und zeigt, wie viel Gemeinsames die Stücke trotz kultureller, geografischer und historischer Unterschiede haben.
Sie präsentiert ihren Gesang mit belebender Frische, Geschmeidigkeit und Präzision. Mit Leuchtkraft im Ausdruck und Wärme im Klang erregt sie sofort Aufmerksamkeit. Und ihr gelingt es, für jedes Lied einen persönlichen Ton zu finden.
Zu Said gesellen sich je nach dem vorgestellten Werk die musikalischen Partner Malcolm Martineau und Tim Allhoff am Klavier, Rafael Aguirre mit der Gitarre, Burcu Karadağ mit der orientalischen Längsflöte Ney, Itamar Doari als Schlagzeuger, Henning Sieverts mit dem Kontrabass und Tamer Pinarbasi für die orientalische Kastenzither Kanun und das vision string quartet, die fast alle im abschließenden Yamama Beida von Dawood Hosni zusammen kommen. Alle ihre Begleiter erleuchten mit ihrem Einsatz den Gesang um weitere Ebenen. Mit dieser Mischung unterschiedlicher Stilrichtungen und damit verbunden differenzierter Besetzung gelingt allein deswegen eine abwechslungsreiche Sammlung. Mag auch ein Purist diese Mischung ablehnen, so bildet sie doch eine hörenswerte Kombination, die noch viel Positives erwarten lässt.