Nach der Veröffentlichung des Cherubini-Requiems ‘à la Mémoire de Louis XVI’ und Plantades ‘Messe des Morts à la Mémoire de Marie-Antoinette’ bringt Alpha ein weiteres Requiem für den von Revolutionären geköpften Ludwig XVI auf den Markt. E stammt von Sigismund Ritter von Neukomm (1778-1858), der nicht nur als Musiker, sondern auch als Diplomat aktiv war. Der Schüler und enge Mitarbeiter Joseph Haydns und spätere Lehrer von Franz Xaver Wolfgang Mozart reiste viel und lebte längere Zeit in Paris. Musik von ihm erklang zum feierlichen Einzug König Ludwig XVIII. in Paris nach dem Sieg über Napoléon, und für die Gedächtnisfeier für den hingerichteten Ludwig XVI. während des Wiener Kongresses im Januar 1815 komponierte er im Auftrag Talleyrands das hier aufgeführte Requiem. Neukomm hatte sich am französischen Hof viel Vertrauen erworben, denn er begleitete 1816 Charles Emmanuel Sigismond de Montmorency-Luxembourg, den elften ‘Duc de Luxembourg’ (aus der jüngeren Linie des Hauses Luxemburg), auf dessen Mission nach Brasilien.
Das frühromantische Werk auf den lateinischen Requiem-Text hat Malgoire schon einmal für K 617 aufgenommen. Diese Neuaufnahme entstand im Januar in der Hofkapelle in Versailles und benutzt eine von Vincent Boyer erstellte Neufassung nach in der französischen Nationalbibliothek aufbewahrten Faksimiles. Das erklärt auch die Angabe ‘World Premiere Recording’, denn das Requiem wurde neben der erwähnten ersten Malgoire-Einspielung bereits mit zum Teil japanischen Kräften für Camerata aufgenommen.
In dieser neuen Alpha-Produktion fällt der generell feierliche und emotional bestimmte Interpretationsansatz auf. Malgoire dirigiert sehr kantabel, mit zum Teil recht langsamen und getragenen Tempi. Damit wird er gewiss dem undramatischen und eher religiösen denn effektvollen Requiem sicherlich gerecht. Seine Instrumental- und Vokalensembles (Neukomm hat das Solistenquartett explizit als chorisch angesehen) setzen das auf hohem Niveau um.