Wie auch bei anderen Werkgattungen hat Johannes Brahms bei den Sextetten, die er kurz nacheinander komponierte, eine Zweiergruppe geschaffen. Die vorhergehenden unveröffentlichten Sextette von Boccherini waren ihm wohl nicht bekannt. Dagegen dürfte ihm das Sextett von Louis Spohr, dessen Opus 140, durch Joachim zur Kenntnis gekommen sein. Dass es zum Auslöser für Brahms Kompositionen wurde, ist eine Möglichkeit.
Bei Beachtung der formalen Strukturen hat Brahms mit dieser Besetzung also weitgehend Neuland betreten. Ob darin auch ein Ausweichen vor der Form großer Vorbilder, also dem Streichquartett, gesehen werden kann, ist nicht überliefert. Immerhin haben seine ersten beiden Quartette die deutlich höhere Opuszahl 51.
Anlässlich ihres 20 jährigen Zusammenspiels als Quartett hat sich das Cypress String Quartet mit dem Bratschisten Barry Shiffman und dem Cellisten Zuill Bailey zum Sextett formiert. Shiffman war Mitbegründer des ‘St Lawrence String Quartet’. Bailey ist sowohl als Kammermusiker als auch solistisch mit Orchestern unterwegs.
Die beiden hinzugezogenen Musiker fügen sich nahtlos in das ‘Cypress String Quartet’ ein. Die sechs Protagonisten liefern eine fein ausgearbeitete Präsentation, die durch ihre Geschlossenheit beeindruckt. In manchen Momenten werden die harmonischen Reibungen betont. Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Interpreten die Musik eher neutral von außen betrachten als sich in emotionalen Tiefen zu stürzen.