Mit Griegs Klavierkonzert bewarb sich Maurice Ravel mehrmals (sic!) um den Ersten Preis des Pariser Konservatoriums. Grieg habe ihn sehr inspiriert sagte der Franzose später. Auch andere französische Komponisten wurden vom Norweger beeinflusst. Das Pariser Publikum mochte ihn sehr, wenigstens so lange, bis er für Dreyfus Partei ergriff.
Grieg galt in Paris als Gegenstück zur deutschen Musik. Der Komponist und Kritiker Victorin Joncières schieb: « Mir genügt es, nur ein paar Takte zu hören, um mich in das Land mit den dunklen, schneebedeckten Tannen versetzt zu fühlen, wo von Rentieren gezogene Schlitten über verschneite Ebenen gleiten. » Also: Grieg ist nicht zu spielen wie deutsche Musik. Joseph Moog hat das sehr gut verstanden. Feinstes Nuancieren von Farben, Beleuchtung und Dynamik sowie ein nicht weniger feines Rubato zeichnen seine Aufnahme des Griegschen Klavierkonzerts aus.
Das zunächst brillante, sehr lebendige und extrem klare, detailreiche Spiel kontrastiert sehr gut mit dem zweiten Thema, über das Moog einen Schatten zieht, um es tiefgründiger wirken zu lassen. Und so wird der erste Satz zu einem aufregenden Dialog der Kräfte, in dem Moog durch das spontane Spiel der Deutschen Radio Pilharmonie bestens unterstützt wird.
Die romantisch-verträumten Melodien des Adagios stattet der Pianist mit viel Wärme, einem weichen Ton und einem flexiblen Rubato aus, ohne irgendwie in Sentimentalismus abzudriften.
Der letzte, sehr verspielt, mit funkelnder Virtuosität dargebotene Satz bleibt leicht und schwungvoll, ohne jede Schwere, und der langsame Teil, der mit einer flirrenden Flötenmelodie eingeleitet wird, wird zum spannungsvoll retardierenden Moment, so sehr effizient den brillanten Schlussteil vorbereitend, der ohne Pathos und falsche Feierlichkeit mit viel Impetus vom Solisten und dem exzellent von Nicholas Milton geleiteten Orchester gespielt wird. Diese spontane Frische tut der Musik wirklich gut.
Moritz Moszkowski (1854-1925) hatte im Gegensatz zu Grieg überhaupt keinen Erfolg in Paris, wo sich der in anderen Ländern gefeierte Klaviervirtuose und Komponist 1897 niedergelassen hatte und 1925 verarmt sowie von der lokalen Musikszene unbeachtet starb.
Mit seinem Klavierkonzert schrieb Moszkowski ein sehr effektvolles, hoch virtuoses Werk, das unter Joseph Moogs flinken Händen funkelt und perlt. An Charme fehlt es ebenfalls nicht, was deutlich zeigt, dass der Pianist der Trivialität der Musik mit Raffinement und Klangkultur eine Absage erteilt. Das Orchester spielt sehr dynamisch, mit viel Drive. Das ist eine tolle Aufnahme, weil sie ein Werk, das man schnell verhunzen kann, zu großer Kunst macht.
Joseph Moog is one of the most intelligent pianists of the young generation. Yet, his very thoughtful interpretations never lack energy and spontaneity. On this disc, together with the inspired conductor Nicholas Milton, he delivers particularly rich and finely nuanced readings of the piano concertos by Grieg and Moszkowsky.