Der aus Sarrebourg stammende Jonathan Fournel, Gewinner des Reine Elisabeth 2021, sagt, Brahms sei sein Lieblingskomponist. Sowas muss nicht unbedingt bedeuten, dass seine Interpretationen auch wirklich gut sind. Doch in diesem Fall decken sich Liebe und Interpretation.
Die dritte Sonate zeigt Fournel als besonders feinfühligen, aber auch sehr persönlich gestaltenden Interpreten. Der schlanke, unpathetische Ton, die eigenwillige Phrasierung, besonders aber das tiefschürfende, auf berückenden dynamischen Nuancen beruhende Musizieren und die tief empfundenen lyrischen Zwischentöne sind bezeichnend für diese Interpretation. Manch einer wird sie zu wenig massiv finden, ihr ein Manko an Grandezza vorwerfen, ohne jene dynamische Unmäßigkeit, die, um nur ein Beispiel zu nennen, Anatol Ugorski so gut beherrschte, aber gerade das macht sie für mich so interessant, dass ich sie mir gleich mehrere Male hintereinander anhörte, um ein Maximum aus Fournels Intentionen herauszuhören und zu verarbeiten. Er lässt die intensive Poesie, die von diesem Werk ausgeht, frei atmen und schafft eine sehr persönliche Interpretation, mit warmen, samtigen und betörenden Klängen.
Die Händel-Variationen spielt Fournel erfrischend spontan, angereichert mit kühnem Rubato, sehr eloquenten dynamischen Nuancen und einem bewundernswerten Farbenspiel.
Sarrebourg-born Jonathan Fournel, winner of the Reine Elisabeth 2021, says Brahms is his favorite composer. This does not necessarily mean that his interpretations have to be really good. But in this case, love and interpretation coincide.
The third sonata shows Fournel as a particularly sensitive, but also very personal interpreter. The lean, unpathetic tone, the idiosyncratic phrasing, but especially the profound music-making based on fine dynamic nuances and the deeply felt lyricism are characteristic of this interpretation. Some will find it lacking in massiveness, accuse it of a lack of grandeur, or that dynamic intemperance that for instance Anatol Ugorski mastered so well, but that is precisely what makes it so interesting to me. I listened to it several times in a row in order to hear and assimilate the maximum of Fournel’s intentions. He allows the intense poetry emanating from this work to breathe freely and creates a very personal interpretation, with warm, velvety and beguiling sounds.
Fournel’s Handel Variations are refreshingly spontaneous, enriched with bold rubato, very eloquent dynamic nuances and an admirable play of colors.