In Konzertmitschnitten stellt der Bayerische Rundfunk Nikolaus Brass in Ersteinspielungen vor. Brass, der Medizin und Musik studiert hat, wird hier mit drei Orchesterwerken gezeigt, von denen zwei Stimmen einbeziehen, das dritte eine Solobratsche.
Letzteres Werk stellt dem Soloinstrument Viola eine Gruppe von 44 Streichern gegenüber, die zum größten Teil auch noch unterschiedlich skordiert, also mit vom Normalen abweichenden Stimmungen, spielen; die tiefen Stimmen sind überproportional vertreten. Schlagzeuger ergänzen das Tableau. Nicht nur den Titel hat Brass von einer Prosa von Philippe Jaccottet, einem Lyriker aus der Schweiz, übernommen.
Erinnerungen der berichtenden Personen an die Erinnerungen des schon lange verstorbenen Vaters in Anbindung an einen suggestiven Roman von Peter Kurzeck liegen de Komposition ‘Der goldene Steig‘ zugrunde. Hier stellt Brass eine Sopranstimme den Streichern gegenüber.
‘Der Garten‘ steht als Ort der Begegnung von Gott und Mensch, also der der Auferstehung. Sowohl repetitive wie auch variierende Strukturen entwickeln Formen, die wie Exposition und Durchführung sowie eine Coda wirken. Für diese spirituelle, hochkomplex konzipierte Szene singt das Engelsquartett der vier Männerstimmen nur Vokalisen und keinen Text. Zu allen drei Werken bietet das begleitende Heft ausführliche und tiefgehende Erläuterungen.
Tabea Zimmermann hat ihren Solopart in das von Brass ursprünglich als einen Korpus von individualisierten Streichern konzipierte Werk initiiert, wobei sich beider Vorstellungen ergänzten, das Solo aus dem Ensemble heraus zu entwickeln. Ihr ebenso unaufdringliches wie selbstbewusstes Spiel führt dieses ungewöhnliche Bratschenkonzert mit dem Streichergewebe der skordierten Stimmen zu intensiven Auseinandersetzungen im feinsinnigen Dialog.
Sarah Maria Sun entwickelt in Der Goldene Steig ihre Stimme den Vorgaben des Stückes folgend expressiv und virtuos. Der titelgebende Weg ist auch ein gleichnamiger Wanderweg in Böhmen, dessen Schönheit zurückspiegelt auf das Werk und damit auf den Gesang. Das Männerquartett in Der Garten kommt zwar ohne Text aus, entwickelt aber trotzdem stimmige Nuancen im orchestralen Umfeld.
Das auch neueste Musik immer exzeptionell sicher und ausdruckstark präsentierende Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks setzt sich auch mit diesen Kompositionen gewohnt exzellent auseinander. Dabei hat es hier für jedes Werk einen anderen Dirigenten. Alle drei sind ebenfalls Experten in der Interpretation moderner Werke, so dass sie die erforderliche Unterstützung und Koordination für das Orchester bieten.
In concert recordings, Bayerischer Rundfunk presents Nikolaus Brass in premiere recordings. Brass, who studied medicine and music, is presented here with three orchestral works, two of which include voices, the third a solo viola.
The latter work juxtaposes the viola solo instrument with a group of 44 string players, most of whom also play in different scordings, i.e. with tunings that deviate from the norm; the low voices are disproportionately represented. Percussionists complete the tableau. Brass has not only taken the title from a prose by Philippe Jaccottet, a poet from Switzerland.
Memories of the narrator’s long-dead father, based on a suggestive novel by Peter Kurzeck, form the basis of ‘Der goldene Steig’. Here Brass juxtaposes a soprano voice with the strings.
‘Der Garten’ stands as the place where God and man meet, i.e. the place of resurrection. Both repetitive and varying structures develop forms that have the effect of exposition and development as well as a coda. For this spiritual, highly complex scene, the angelic quartet of four male voices sings only vocalizes and no text. The accompanying booklet offers detailed and in-depth explanations of all three works.
Tabea Zimmermann initiated her solo part in the work originally conceived by Brass as a corpus of individualized strings, whereby both ideas complemented each other in developing the solo out of the ensemble. Her equally unobtrusive and self-confident playing leads this unusual viola concerto with the string texture of the scordatura voices to intense confrontations in a subtle dialog.
In Der Goldene Steig, Sarah Maria Sun develops her voice expressively and virtuosically, following the instructions of the piece. The eponymous path is also a hiking trail of the same name in Bohemia, the beauty of which is reflected in the work and thus in the singing. The male quartet in Der Garten manages without text, but nevertheless develops harmonious nuances in the orchestral setting.
The Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, which always presents the latest music with exceptional assurance and expressiveness, also tackles these compositions with its usual excellence. It has a different conductor for each work. All three are also experts in the interpretation of modern works, so that they provide the necessary support and coordination for the orchestra.