Luigi Rossi war gut vernetzt beim römischen Klerus des frühen 17. Jahrhunderts, was ihm Stellungen, Aufträge und Ansehen einbrachte. Er schrieb vor allem Opern und selbstverständlich geistliche Musik, die einen opernhaften Gestus allerdings nicht verleugnen kann.
Sein ‘Oratorio per la settimana santa’ gehört zu den ersten Oratorien überhaupt, die je komponiert wurden. Die Nähe zur Oper, zum Theatralen ist daher nur zu verständlich. Nach William Christie und den ‘Arts florissants’ legt ‘Canto LX’ nun die erst zweite Aufnahme dieses beeindruckenden Werks vor.
Das Ensemble, eine Initiative des ‘Institut Européen de Chant Choral’, die seit langem auf eigenen Füssen steht, ist solistisch perfekt besetzt, die Klangkultur ist brillant. Frank Agsteribbe leitet seine Sänger und das ‘Ensemble de la Chapelle Saint-Marc’ mit wenigen suggestiven Gesten. Das kann man nicht sehen, aber man spürt es. Keine Phrase ist überpointiert, die Erzählung wird nicht überdramatisiert. Die Interpretation ist rhetorisch klug ausbalanciert, passt sich sich der Transparenz und Klarheit des Klanges an, ohne einen Mangel an Ausdruck. Hervorzuheben sei allerdings die Sopranistin Véronique Nosbaum in der Rolle der Maria. Sie singt schlichtweg schön.
Luigi Rossi’s spiritual music cannot deny an operatic character. His Oratorio per la settimana santa belongs to the first oratorios and therefore, the nearness to the opera is only too understandable. Canto LX’s recording, the second one after William Christie’s account from the 90s, is rhetorically well balanced, transparent and clear, yet without lacking expression. From the ensemble we like to mention soprano Véronique Nosbaum in the role of Maria. She just sings beautifully.