Natürlich ist das Spätmittelalter Teil unserer Geschichte, dennoch taucht uns die Musik aus dieser Zeit in eine ferne, gar fremde Welt. Es ist eine Musik, die vorwiegend von der oralen Überlieferung lebt, von der Tradition der Troubadoure und Minnesänger. Sie führt uns zurück an die Anfänge der westlichen Musik, an erste Versuche von Mehrstimmigkeit und Instrumentalbegleitung. Musik aus dem Spätmittelalter fordert vom heutigen Zuhörer und Interpreten sehr viel Aufmerksamkeit, die ihr das Ensemble Leones gewährt.
Ausgestattet mit Drehleier, Laute, Dudelsack und anderen zeitgenössischen Instrumenten entführt uns das Ensemble in eine Zeit, in der Musik Geschichten erzählte, Geschichten aus dem Alltag und aus der Bibel. Oskar von Wolkenstein und der namentlich nicht bekannte Mönch von Salzburg bereiteten das Terrain für Martin Luther vor, indem sie ihre Bibelgeschichten auf Mittelhochdeutsch vortrugen.
Das ‘Ensemble Leones’ pflegt die geschliffene Rhetorik der Texte, überfrachtet sie nicht mit kunstvollen Auszierungen – auch wenn die Stimmen gelegentlich etwas zu perfekt sängerisch klingen. Dennoch bleiben die Ausführungen immer nahe am Volkston dieser Musik, aus dem sie ihre Ausdruckskraft schöpft.