Es ist nicht zum ersten Mal, dass sich Christoph Eschenbach erfolgreich für Paul Hindemith einsetzt, dessen Kammermusiken er über alle bloß strukturellen Überlegungen hinaus ungewöhnlich spannend musizieren lässt. Hier blühen Hindemiths Ideenfülle und Klangphantasie vollständig auf. Aufregende Virtuosität, fein ausgearbeitete melodische Bögen, ausdrucksvolle Ausbrüche: Eschenbach lässt lebendig pointiert und mit größter Intensität musizieren und trifft damit genau den Esprit der Stücke, die auch jene Schärfe haben, die darin angebracht ist, weil sich der Komponist in diesen Werk ja gegen die Romantik und Post-Romantik stellte und durch Technik, Motorik und Brillanz eine neue Expressivität zu erreichen suchte. Eschenbach meißelt die motivischen Zusammenhänge mit glasklarem Zugriff heraus, beeindruckt aber auch durch rhythmische Prägnanz.
Diese CD zeigt, dass Hindemiths Kammermusiken durchaus nicht kalt und unpersönlich klingen müssen und auch keine Schaustücke für Klangkultur, sondern zu allererst einmal Musik sein sollen. Die frisch-freche Musik ist urmusikantisch, und das spürt man ständig in dieser Aufnahme, die durchaus mit der Berliner Referenzaufnahme von Claudio Abbado aus dem Jahre 1999 (EMI/Warner) gleichzusetzen ist.