Die beiden letzten Opus-Nummern aus dem Œuvre von Rachmaninov hat Vladimir Ashkenazy aktuell zusammen mit dem Philharmonia Orchestra eingespielt. Die Symphonie beginnt mit einem Thema, das wie altrussische liturgische Musik klingt. Dann aber entwickelt sich das Werk in einer für das zeitgenössische Publikum ungewohnten Weise. Gewagte Harmonien und rhythmische Freizügigkeiten sowie formal die Einbettung des Scherzos in den langsamen Mittelsatz geben eine andere Richtung vor als die kurz zuvor komponierte schwelgerische Paganini-Rhapsodie etwa. Was gleich ist, ist die elegische Grundstimmung.
Auch die ‘Symphonischen Tänze’, die äußerlich Tageszeiten, dahinter aber das Leben bis zum Tode darstellen, tragen eine düstere Stimmung in sich. Das ‘Dies irae’ -Motiv, das Rachmaninov hier verwendet, könnte die Überwindung des Todes oder auch die Dankbarkeit für seine Lebenszeit versinnbildlichen. Das bleibt wie auch anderes ungeklärt. Tänze bedeuten Bewegung und Lebensfreude, aber hier auch Tod.
Die Technik hat das Spiel bestens eingefangen und ein präsentes durchhörbares Klangbild geschaffen. Askenazy animiert das Orchester zu großer Leistung. Aber es lassen sich auch eigenwillige Momente bemerken. Bei der Symphonie entwickelt er die für die Zeit neumodisch klingenden Seiten intensiv. Das Orchester klingt manchmal etwas massig, auch wenn die Komposition das schon nahelegt. Der langsame Satz hätte etwas stringenter sein können. Das episodische Finale der Dritten Symphonie erhält mit diesem Dirigat einen angemessen zwanghaften Antrieb. Die Coda ist spannend.
Die ‘Symphonischen Tänze’ wirken düsterer und damit weniger tänzerisch als die frühere Aufnahme mit dem Concertgebouw, die Ashkenazy 1983 vorlegte, wofür es durchaus Gründe gibt. Die reflektierenden Kontraste des ersten Satzes gestaltet er ausdrucksvoll. Das zentrale Tempo di valse entwickelt eine alptraumhafte Neigung. Der Beginn des Finales ist im Ausdruck eher schwach geraten. Der Abschluss der Reihe der Symphonien von Rachmaninov mit Ashkenazy und dem Philharmonia Orchester findet einen glänzenden Abschluss mit kleinen Eigenheiten.