Die Werke von drei knapp eine Generation nach Sibelius geboren finnischen Komponisten in der Besetzung für Klavierquartett zeugen von den unbekannten, aber sehr lohnenden Stücken aus diesem nordischen Kulturkreis. Ihnen gemeinsam ist, dass sie finnische Elemente, wie die Kirchentonarten und Stimmungen, die man auch Sibelius zuordnen könnte, mit anderen Einflüssen zu äußerst gelungenen Stücken mit persönlicher Aussage verbinden.
Das einleitende Quartett von Ilmari Hannikainen ist, wie schon aus der Opuszahl erkennbar, ein Jugendwerk, das aber schon eine ausgereifte Persönlichkeit zeigt und ihm ein Stipendium nach Wien einbrachte. Neben einer ersten mit Bleistift verfassten Version gibt es eine zweite in Tinte geschriebene, in der sein Bruder Väinö neben Korrekturen und Anmerkungen eine Seite Notentext zufügte. Neben den finnischen Komponenten deutet die Tonsprache auf die Nähe zu russischen Komponisten wie Rachmaninov hin. Die Dichte insbesondere des Klaviersatzes im Kopfsatz lässt an romantische Konzerte denken. Eine Besonderheit ist die Fuge des ersten Satzes, in der das Klavier in fis-Moll und die Streicher in b-Moll miteinander musizieren. Im dritten Satz könnte Griegs Klavierkonzert Pate gestanden haben, Staccato-Schläge des Klaviers und ausgelassene Melodien erinnern an das Konzertfinale.
Das andere Quartett, auch dreisätzig, stammt von einer der ersten finnischen Komponistinnen, Helvi Leviskä (1902-1982). Ihr Schwerpunkt lag auf der Komposition großer Formate, so dass Vorurteile ihr gegenüber als komponierende Frau gar nicht erst aufkamen. Sie komponierte das Werk mit 24 und überarbeitete es gewinnbringend zehn Jahre später. Sie verbindet die finnischen Anteile mit impressionistischen Elementen. Das Werk beginnt und endet sonnig fröhlich. Dazwischen ziehen auch düstere und nachdenkliche Stimmungen durch die Komposition.
Der hauptsächlich als Opernkomponist bekannte Armas Launis, dessen Oper ‘Aslak Hetta’ erst 2004, lange nach seinem Tod uraufgeführt wurde, steuert hier ein kleines ‘Nocturne’ bei, das seinen salonhaften Charme entfaltet.
Die vier Musiker dieser Aufnahme haben sich für dieses Projekt zusammen gefunden. Die Geigerin Nina Karmon aus Deutschland, der Engländer Luke Turrell an der Viola sowie die beiden Finnen Roi Ruottinen am Cello und Terhi Dostal bilden das Ensemble. Ihr Zusammenspiel ist, auch wenn sie wohl nicht regelmäßig in dieser Besetzung agieren, ausgezeichnet. Ihre Technik ist ebenfalls makellos, mitunter vielleicht etwas harsch, aber das kann auch an den jugendlichen Ausbrüchen der Kompositionen liegen. Sie verstehen es jedenfalls ausgezeichnet, die verschiedenen Stimmungen und Charaktere eindrucksvoll dem Hörer zu vermitteln. Diese CD ist eine empfehlenswerte Bereicherung des Repertoires.