Es gibt Künstler, von denen man nicht sagen darf, sie hätten schlecht gespielt. Weil sie von einer Größe protegiert werden. Oder weil sie sich gegen Diktatur und für Demokratie einsetzen. Gabriela Montero ist so eine Musikerin. Darf ich trotzdem? Also: dies ist ganz gewiss nicht die beste Aufnahme des Zweiten Klavierkonzerts von Sergei Rachmaninov. Bei weitem nicht! Sie gehört nicht einmal ins Spitzenfeld. Das Spiel der Pianistin hätte ich mir flüssiger gewünscht und nicht so demonstrativ pathetisch. Fisch legt man auf eine Etalage, kein Klavierkonzert. Was andere bestimmt als Fantasie werten, langweilt mich. Sicher darf man detailfreudig sein, langsame Tempi wählen, aber dann muss trotzdem Innenspannung vorhanden sein und die Noten dürfen nicht nebeneinander gereiht werden, wie, ja …wie Fisch auf der Etalage. Wohl gibt es vor allem im Finale Passagen, wo Montero sehr virtuos abhebt, aber das Orchester bleibt lethargisch und die Energie verpufft. Dieses Orchester klingt übrigens kompakt, glanz- sowie farblos und wurde sehr schlecht aufgenommen.
Das zweite Stück der CD ist Gabriela Monteros Opus 1, ‘Ex Patria’, ein musikalischer Protest gegen die Diktatur in Venezuela. Nun, diesen Protest hat Montero verbal schon viel besser formuliert als musikalisch. Das Werk ist eine Anhäufung von Déjà Entendus, ein unverdauliches Ragout, formal unausgegoren. Schlechte Musik! Die drei netten und harmlosen Solo-Improvisationen retten die CD nicht, auf die ich mich gefreut hatte und die mich maßlos enttäuschte.
Gabriela Montero’s account of the Second Rachmaninov Concerto is generally flat and suffers from a demonstrative pathos. Her Opus 1, Ex Patria, is a bulky, scabrous work which does not really help us to share the composer’s feelings about corruption, chaos and murder in her native Venezuela.