Vor dem Hintergrund des schottischen Bürgerkriegs spielt die Liebesgeschichte ‘La Donna del Lago’, von Gioachino Rossini nach dem Buch ‘The Lady of the Lake’ von Sir Walter Scott in Musik gesetzt. Die Produktion aus der Scala hat Nachteile, die von den Vorteilen mehr als aufgewogen werden.
Akustisch leidet sie unter einem störenden Hintergrundgeräusch, das möglicherweise durch Scheinwerferventilatoren oder eine Klimaanlage kommt. Das ist mehr als lästig. Lästig ist auch die Menüführung der DVD, die die Auswahlmöglichkeiten in Schneckentempo anbietet. Das macht nervös. Im Booklet fehlt eine Tracking-Liste, und das ist Erato-Warner-Schlamperei.
Das Bühnenbild ist minimalistisch und die Inszenierung statisch, die Kameraführung einfallslos. Das wirkt schäbig… erlaubt es uns aber, uns auf die Musik und die Sänger zu konzentrieren. Und die kompensieren die Defizite, auch wenn einige Nebenrollen schwach besetzt sind. In der Rolle der Elena glänzt Joyce di Donato, sehr einfühlsam, sehr ‘weiblich’, vokal einfach hinreißend. Ihr Schwarm Malcom, eine Hosenrolle für Mezzosopran, wird von Daniela Barcellona gesungen. Visuell-darstellerisch bleibt sie der Rolle quasi alles schuldig, aber stimmlich kann sie durchaus überzeugen, auch wenn sie uns in keiner Sekunde Marilyn Horne vergessen lässt.
Unübertroffen ist Juan Diego Florez, dem die Rolle des Königs auf den Leib (oder besser: in die Kehle) geschrieben scheint. Mühelose Höhe, wunderbare Stimmführung, lupenreine Intonation und ein bemerkenswertes reines Timbre ohne jedes Näseln begeistern in jedem seiner Auftritte.
Im Orchestergraben dirigiert Michele Mariotti das gut reagierende Orchester der Met. Der junge heute 36-jährige Italiener stammt aus Pesaro und wurde am dortigen Rossini-Konservatorium ausgebildet. In die Musik Rossinis scheint er gefallen zu sein wie Obelix in den Zaubertrank von Panoramix. Gemanagt wird Mariotti von Ernesto Palacio, dem Manager von Florez, der diesen wohl im Doppelpack anbietet, was natürlich für Mariotti eine große Chance ist, die allerdings vollauf berechtigt ist.
Und so haben wir es trotz der erwähnten Einschränkungen mit einer guten Aufführung zu tun, die musikalisch wirklich großartige Momente enthält.