Ungefähr im Jahresabstand wurde nun die dritte Aufnahme der beiden Violinkonzerte von Bohuslav Martinu veröffentlicht. Nach einer Aufnahme aller Konzerte (auch) mit Violine durch Bohuslav Matousek (Pizzicato-Rezension) und durch Thomas Albertus Irnberger (Pizzicato-Rezension) hat sich nun Frank Peter Zimmermann dieser Aufgabe gestellt und die beiden Konzerte mit der Solosonate für Violine von Bartok kombiniert.
Martinus Erstes Konzert entstand in mühevollem Prozess im Auftrag seines Freundes Samuel Dushkin und ist anspruchsvoll solistisch im neobarocken Stil angelegt. Das zweite Werk, im Auftrag von Misch Elman, zeigt eher impressionistische Züge. Daneben zeigt die späte Solosonate von Bartok wieder dessen frühen Stil wie in den Violinsonaten mit Klavier, der sehr spröde ist, aber ebenso ausgefeilt und anfordernd.
Zimmermann löst die Aufgaben souverän, wie gewohnt mit edlem Ton in höchster Spielkultur. Dabei gelingt es ihm auch noch beispielhaft, die unterschiedlichen Stile der Konzerte deutlich zu machen. Beim zuerst zu hörenden zweiten Konzert pflegt er die große musikalische Geste, ohne deswegen Zucker aufzutragen. Im ersten Konzert dagegen wird der Musik die Luft zum Atmen und zur Entwicklung gelassen. Platt gesagt, spielt er dieses Konzert schöner, das andere spannender.
Die Sonate von Bartok ist allein vom Umfang her keine bloße Beigabe. Vielmehr stellt sie mit den Anklängen an Bach eine der wichtigsten Kompositionen der jüngeren Zeit in diesem Segment dar. Zimmermann vermag mit seiner Deutung sowohl die Strukturen des Werkes offen zulegen wie auch mit elegantem Ton dem Stück die Schärfe, aber nicht die Würze nimmt.
Die Bamberger Symphoniker unter ihrem aktuellen Chef Jakub Hrusa sind bei dieser Musik aus ihrer eigenen Geschichte heraus mit Herz und natürlichem Gestus, wie Hrusa im Pizzicato-Interview mitgeteilt hat, dabei.
Gegenüber den beiden älteren Aufnahmen zeigen Orchester und Dirigent ihre ganze Stärke, die zuletzt wiederholt in ihren Aufnahmen gefunden wurde (Rezension). Mit gut durchleuchtetem Orchesterbild selbst in kräftiger orchestrierten Momenten liefern sie eine sehr transparente Begleitung, die ihre Bedeutung als Partner und Ideengeber für den Solisten zeigt. Zusammen zeigen sie, dass dieser Komponist gerne öfter erklingen könnte.