Zu ihrer Aufnahme der Sonaten von Prokofiev, damals noch mit Detlev Eisinger am Piano, schrieb der Pizzicato-Rezensent, « Ihre Interpretation ist schonungslos emotional, mit kantigen Passagen und radikaler Gegenüberstellung von zarter Lyrik und zerrissenen Welten.“ Diese schonungslose Herangehensweise kann man auch der aktuellen Einspielung der beiden gegensätzlichen Welten bestätigen.
(Uwe Krusch) – Während die Sonate des 23-jährigen Richard Strauss durch jugendlichen Überschwang, frische Liebesgefühle und Zukunftsahnungen geprägt ist, schrieb Shostakovich, angegriffen und angeschlagen, in seine Violinsonate Angst und Trauer hinein. Soweit diese beiden Ansätze die Werke trennen, so eint sie doch die tiefen Gefühle, die sie vermitteln.
Franziska Pietsch stürzt sich mit Verve in die Interpretation und bringt es in beide Richtungen, Freude und Trauer, zu großer Darstellung. Da mag auch manches mit zu plakativen technischen Mitteln gespielt werden, wie einige gepresste Töne, Rutscher. Aber wer benimmt sich in überwältigender Freude nicht auch mal ein wenig schräg. Die Lebensgier und viel Kraft bei Strauss werden klar und deutlich.
Der erste Satz bei Shostakovich wirkt dann etwas zurückhaltend, aber die Emotionen kehren in den beiden Folgesätzen zurück.
Ihr neuer Begleiter, Josu de Solaun aus Spanien, hat es da trotz seines aufmerksamen und makellosen Spiels schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Aber es gelingt ihm so, dass die Sonaten ein gemeinsames tiefschürfendes Klangbild beider Instrumente ergeben.
(Guy Engels) – Es ist vor allem die späte Shostakovitch-Sonate, die den Zuhörer in einen regelrechten Sog menschlicher Gefühle hineinzieht. Von der ersten Note an, von den ersten bedrohenden, bedrückenden Tönen fesselt diese Interpretation des Duos Pietsch-Solaun. Da stellen sich urplötzlich existenzielle Fragen in einer Art, wie nur perfekte Kenner von Shostakovichs Musik sie aufwerfen können.
Franziska Pietsch packt nicht nur ihr ganzes technisches Können aus – von bissigen, abgerissenen, kurzen Strichen zu tiefgründigem Lamento – , sie ist vor allem eine hervorragende Gestalterin, dies aus dieser über 30minütigen Sonate ein Drama von shakespearschem Charakter macht mit allen Abgründen, Freuden und Leidenschaften eines Menschenlebens.
Als Ouvertüre und perfekter Kontrast erklingt zunächst die spätromantische Strauss-Sonate, die Franziska Pietsch in einen schönen Ton mit sattem Schmelz kleidet, ohne dabei in naive Sentimentalität und Nostalgie vergangener Zeiten zu versinken.
Hier werden zwei grosse und grundverschiedene Werke des 20. Jahrhunderts hervorragend in all ihrer Gegensätzlichkeit von zwei ausgezeichneten Musikern interpretiert.