Die in der Ukraine geborene und inzwischen in Italien naturalisierte Anastasiya Petryshak legt auf ihrer zweiten Einspielung ein französisches Repertoire aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und davor vor, das viele bekannte Stücke und auch weniger häufig Gespieltes enthält.
Während bei der Debussy-Sonate das Balanceproblem zwischen Violine und Klavier genial gelöst ist, zeigt die Sonate von Ravel genau die Unvereinbarkeit der beiden Instrumente. In beiden Sonaten entwickelt sich neben der Loslösung von der viersätzigen Form und dem mediterran-nervösen Dialog die eigene Richtung der französischen Musik. Damit offenbaren diese beiden Werke die große emotionale Intensität, suggestive Kontraste sowie eine unendlichen Palette von Dynamik- und Klangfarbennuancen. Diese Seiten werden auch in den weiteren Stücken von Ravel hörbar.
Dagegen spielen die Werke von Messiaen in spiritueller und philosophischer Intensität. Eine äußerst schlichte musikalische Paraphrase erklingt in Les Angélus, getreu dem Motto Debussys: « Ich habe die geheimnisvolle Natur zu meiner Religion gemacht ». Engel, himmlische Wesen, verkörpern die Brücke zum Heiligen und machen ihre Macht bewusst. Vom Teufel bis zu Amor faszinieren sie daher ebenso wie sie gefürchtet werden.
Zwischen diesem Gut und diesem Böse entwickelt Anastasiya Petryshak eindrucksvoll diese musikalischen Schichten und Elemente. Voller Energie und Hingabe bietet sie die flirrenden Passagen dar, während sie die ruhigen gehaltvoll und individualisiert auslotet. Ausgehend von ihrem technisch ausgefeilten Spiel formt sie in allen Werken ihre musikalische Aussage, ohne die Details aus dem Auge zu lassen. Damit stellt sie auch die Besonderheiten der Farbschattierungen der Musik dar.
Ihr langjähriger Begleiter an den Tasten ist Lorenzo Meo. Auch ihm gelingt es in bester Übereinstimmung mit der Geigerin, die Interpretationen von seiner Seite zu gestalten. Zusammen zeigen sie in den vorgestellten Kompositionen sowohl die Hoffnung wie auch die dunklen Seiten, die in den Werken anklingen.
Anastasiya Petryshak, born in Ukraine and now naturalized in Italy, presents on her second recording a French repertoire from the first half of the last century and before, including many well-known pieces as well as less frequently played ones.
While the Debussy sonata ingeniously solves the problem of balance between violin and piano, the Ravel sonata demonstrates precisely the incompatibility of the two instruments. In both sonatas, along with the detachment from the four-movement form and the Mediterranean-nervous dialogue, the French music’s own direction develops. Thus, these two works reveal the great emotional intensity, suggestive contrasts, as well as an infinite palette of dynamic and tonal nuances. These sides are also audible in the other pieces by Ravel. In contrast, Messiaen’s works play with spiritual and philosophical intensity. An extremely simple musical paraphrase is heard in Les Angélus, true to Debussy’s motto: « I have made mysterious nature my religion. » Angels, celestial beings, embody the bridge to the sacred and make us aware of their power. From the devil to Cupid, they therefore fascinate as much as they are feared.
Between this good and this evil Anastasiya Petryshak impressively develops these musical layers and elements. Full of energy and devotion, she offers the shimmering passages while exploring the quiet ones in a substantial and individualized way. Based on her technically sophisticated playing, she shapes her musical statement in all works without losing sight of the details. In this way she also presents the particularities of the shades of the music.
Her long-time accompanist on the keys is Lorenzo Meo, who also succeeds in shaping the interpretations from his side in the best agreement with the violinist. Together they show in the presented compositions both the hope and the dark sides that echo in the works.