Wenn Ruth Berghaus ein Werk wie den Freischütz inszeniert, dann darf man sich als Zuschauer auf etwas gefasst halten. Und in der Tat, Berghaus räumt mit dieser romantischsten aller Opern auf. Da gibt es keine bunten Wälder, keine Jägerstrachten und auch keine vollbusigen Mägde. Die Regisseurin schafft einen Bühnenraum mit schlichten Formen und erweitert somit das Handlungsspektrum der Oper. Die Kostüme sind alle dunkel gehalten, so dass sich das Auge unweigerlich auf die Handlung konzentriert. Die ist natürlich in allen Punkten hervorragend ausgearbeitet, ist also richtiges Musiktheater im modernen Sinne. Berghaus kommt ohne Effekte aus und inszeniert geradlinig. Das ist sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack, aber in Sachen Logik, Psychologie und Lebendigkeit kann keiner der Regisseurin etwas vormachen.
Sängerisch hält sich die Begeisterung allerdings in Grenzen. Seiffert ist nicht mehr als ein nur guter Max, sein Gegenspieler ist Matti Salminen als Kaspar, darstellerisch imposant, aber stimmlich nicht mehr ganz taufrisch. Die beiden Frauenrollen werden von Inga Nielsen (Agathe) und Malin Hartelius (Ännchen) gesungen. Beide bieten solide Leistungen inmitten eines guten, wenn auch nicht herausragenden Ensembles. Harnoncourt dirigiert ohne romantisches Pathos und somit ganz im Sinne der Regisseurin. Allerdings wird der musikalische Fluss durch einige gewollte Eskapaden Harnoncourts und etliche überbetonte Akzente mehr als einmal gestört. Auch in der Begleitung der Sänger bleibt der Dirigent diesmal hinter den Erwartungen zurück.