Ludwig van Beethoven: Klaviersonate Nr. 29 op. 106, ‘Große Sonate für das Hammerklavier’ - Franz Liszt: Klaviersonate in h-Moll, S. 178; Haochen Zhang, Klavier; # BIS-2781; Aufnahme 02.2024, Veröffentlichung 07.03.2025 (75'37) -Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Haochen Zhang stürzt sich sehr aufgeregt in den ersten Satz der Hammerklavier-Sonate, ohne Rücksicht auf Verluste. Das mag auch noch irgendwie originell klingen und spannend, aber für meinen Geschmack doch zu flatterhaft und nervös. Michael Korstick hat diesen Satz noch schneller, aber viel klarer und strukturierter gespielt. Nach dem virtuosen Scherzo kommt ein recht gedehntes Adagio (nicht so sehr wie bei Sokolov), das aber ein bisschen gleichförmig geraten ist. Die langsame Einleitung des Finalsatzes gelingt Zhang recht spannend, aber der Rest ist dann so leicht und phantasielos fließend, dass man glaubt, ein anderes Werk zu hören als jenes, das Korstick, Brendel oder Barenboim spielen, deren weitaus differenziertere und spontaner akzentuierte Interpretationen wir zum Vergleich herangezogen haben. Bei Zhang wird dieser Beethoven fast belanglos.

Die Interpretation der h-Moll-Sonate von Liszt ist originell. Zhang tut oft genau das Gegenteil dessen, was andere tun, er unterspielt, was andere akzentuieren, er streicht hervor, was andere weniger beachten, ohne je auf Transparenz und Klarheit zu verzichten Das kann man als manieriert bezeichnen, ich empfinde es aber eher als eine durchaus spannende und empfundene Rhetorik, bei der wegen Zhangs Unvorhersehbarkeit die Aufmerksamkeit des Hörers hoch bleibt. Also: eine sehr individuelle Interpretation, die aber vollauf funktioniert und durchaus begeistern kann.

Haochen Zhang plunges into the first movement of the Hammerklavier Sonata with great excitement, regardless of the consequences. It may sound somehow original and exciting, but for my taste it is too fluttery and nervous. Michael Korstick played this movement even faster, but much clearer and more structured. After the virtuoso Scherzo comes a rather long Adagio (not as long as Sokolov’s), which is a bit uniform. The slow introduction to the final movement is quite exciting, but the rest is so light and unimaginatively flowing that you think you are listening to a different work than the one played by Korstick, Brendel or Barenboim, whose far more differentiated and spontaneously accentuated interpretations we used for comparison. With Zhang, this Beethoven becomes almost irrelevant.

His interpretation of Liszt’s B Minor Sonata is original. Zhang often does exactly the opposite of what others do, he underplays what others accentuate, he emphasizes what others pay less attention to, without ever sacrificing transparency and clarity. This can be described as mannered, but I find it more an exciting and perceptive rhetoric, in which the listener’s attention remains high due to Zhang’s unpredictability. So: a very individual interpretation, but one that works perfectly and can certainly inspire.

  • Pizzicato

  • Archives