Fazıl Say: Violinkonzert Nr. 2 op. 87, Karantina günlerinde bahar sabahları (Frühlingsmorgen in Zeiten der Quarantäne) + Leopards op. 103 + Sonate für solo Violine op. 92c, Ruşen Güneş Anısına (In Erinnerung an Ruşen Güneş) + Streichquartett op. 29, Divorce; Friedemann Eichhorn, Violine, Gropius Quartett (Friedemann Eichhorn, Indira Koch, Violine, Alexia Eichhorn, Viola, Wolfgang Emanuel Schmidt, Cello), Sào Soulez Larivière, Viola, Maciej Kułakowski, Cello, Konzerthausorchester Berlin, Christoph Eschenbach; # Naxos 8.574502; Aufnahmen 11.2020, 09.2022, 02.+11.2023;, Veröffentlichung 25.04.2025 (65'26) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Pianist Fazil Say komponiert viel für Streichinstrumente. Dabei schreibt er dem Interpreten immer in die Hand, meint Interpret Friedemann Eichhorn https://www.pizzicato.lu/friedemann-eichhorn-fazil-say-knows-a-lot-about-violin-technique/

Auch bei der aktuellen Einspielung darf man sich an einer weiten Palette emotional starker Musik erfreuen, die mal technisch herausfordernde Musik des Abendlandes hören lässt und dann auch wieder in die musikalischen Welten des Morgenlandes entführt und dabei immer die Handschrift von Say trägt.

Das zweite Violinkonzert ‘Frühlingsmorgen in den Tagen der Quarantäne’ entstand 2020 in Says Haus an der türkischen Ägäis. Es entnimmt seine Farben den Strandspaziergängen am frühen Morgen bis hin zum Sonnenaufgang der meditierenden Violine.

Daneben bietet das Album Kammermusik. Das Streichsextett Leopards trägt die grazilen Wildkatzen im Titel, aber auch in der beweglichen und anmutigen Ausprägung des Werkes und möchte generell die Aufmerksamkeit auf den Schutz natürlicher Lebensräume lenken.

Says Solosonate für Bratsche, hier in der Violinfassung, gedenkt des Freundes Ruşen Güneş, der Bratschist war. Zweistimmig ausgeformt erkundet es in beiden Sätzen die Farbpalette und die technischen Möglichkeiten des Instruments.

Der Titel des Streichquartetts zeigt die unerfreuliche Lebenslage von Scheidung, Trennung und dem Scheitern einer Beziehung mit der Sprache der Musik an. Dabei stand für Say die Intuition und kein tatsächliches Erlebnis Pate.

Geiger Friedemann Eichhorn entfaltet die Solosonate mit ihrem von tiefer Trauer geprägten Inhalt ebenso wie er auch die weitgefächerten interpretatorischen Möglichkeiten auskostet und damit die lebensbejahende Seite zeigt.

Um Eichhorn herum haben sich die Interpreten für die anderen Werke versammelt. Erneut ist Christoph Eschenbach als Dirigent der Partner, hier für das zweite Violinkonzert. In diesem Fall lässt er mit dem Konzerthausorchester Berlin die klanglichen Ranken und Blüten des Werkes gedeihen, um so dem Solisten das Umfeld für die solistische Entfaltung zu bieten.

Das mit Eichhorn als Primarius besetzte Gropius Quartett vermittelt, wie man zu hören meint, nuanciert und verständnisvoll die Situation des Scheidungsmoments mit allen Differenzen, aber auch erinnernd wahrgenommenen schönen Momenten. Für Leopards wird das Gropius Quartett um Bratschist Sào Soulez Larivière und Cellist Maciej Kułakowski erweitert, die alle zusammen die Quirligkeit dieser Großkatzen im Zusammenspiel bestens vermitteln.

Pianist Fazil Say composes a lot for string instruments. He always writes into the performer’s hand, says interpreter Friedemann Eichhorn https://www.pizzicato.lu/friedemann-eichhorn-fazil-say-knows-a-lot-about-violin-technique/ .   

The current recording also offers a wide range of emotionally powerful music, sometimes technically challenging music from the Occident and then taking us back to the musical worlds of the Orient, always bearing Say’s signature.

The second violin concerto ‘Spring Morning in the Days of Quarantine’ was composed in 2020 at his home on the Turkish Aegean. It takes its colors from the early morning walks on the beach to the sunrise of the meditating violin.

The album also features chamber music. Leopard’s string sextet bears the graceful wild cats in its title, but also in the agile and graceful character of the work and generally aims to draw attention to the protection of natural habitats.

Say’s solo sonata for viola, here in the violin version, commemorates his friend Ruşen Güneş, who was a violist. In two-part form, it explores the color palette and technical possibilities of the instrument in both movements.

The title of the string quartet uses the language of music to depict the unpleasant life situation of divorce, separation and the failure of a relationship. Say was inspired by intuition rather than actual experience.

Violinist Friedemann Eichhorn unfolds the solo sonata with its deeply mournful content and also makes the most of the wide-ranging interpretative possibilities, thus showing its life-affirming side.

The performers for the other works have gathered around Eichhorn. Christoph Eschenbach is once again the conductor’s partner, here for the second violin concerto. In this case, he and the Konzerthausorchester Berlin allow the sonic tendrils and blossoms of the work to flourish, thus providing the soloist with an environment in which to develop as a soloist.

The Gropius Quartet, with Eichhorn as primarius, conveys, as one hears, the situation of the moment of divorce with nuance and understanding, with all its differences, but also the beautiful moments that are remembered. For Leopards, the Gropius Quartet is augmented by violist Sào Soulez Larivière and cellist Maciej Kułakowski, who together perfectly convey the whimsicality of these big cats when playing together.

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