Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquintett B-Dur, op. 87; Anton Bruckner Streichquintett F-Dur; Frielinghaus Ensemble (Gustav Frielinghaus, Violine, Simon Kluth, Violine, Simone Jandl, Viola, Alejandro Regueira-Caumel, Viola, Jakob Stepp, Violoncello; 1 CD KKE20003; Aufnahme 2020, Veröffentlichung 10/02/21 (71'34) – Rezension von Remy Franck
Gustav Frielinghaus hat mit vier jungen Musikern Mendelssohns Zweites Streichquintett sowie jenes von Anton Bruckner aufgenommen. Mendelssohns zweites Quintett entstand während des Sommerurlaubs im Jahre 1845. Uraufgeführt wurde es erst nach seinem frühen Tod 1847. Das Frielinghaus Ensemble zeigt, dass in diesem Werk auch tiefer gegraben werden kann, so dass diese Musik kontrastreicher wird und ein echtes Diskussionsfeld zwischen den fünf Instrumenten entsteht, in dem der ständige Wechsel der Allianzen sehr spannend ist. Hier kommt die Musik mit all ihrer Ursprünglichkeit zur Geltung.
Der erste Satz wird in schnellen neun Minuten sehr kontrastreich und dynamisch variabel gespielt, wobei die Musik auch schon mal kräftig grollen kann. Der zweite Satz, ein Allegretto Scherzando, steht für Mendelssohn Unsicherheit in jener Zeit. Die Musik klingt, als fahre man einen eleganten Sportwagen und drücke ständig leicht auf die Bremse. Dieses Abbremsen gelingt den fünf Musikern besonders gut.
Das Adagio gestalten sie als eine groß angelegte Elegie, als Trauergesang, der auch verzweifelt dramatisch wird, wirklich zu Herzen geht. Das Finale spielen die Frielinghaus-Musiker beschwingt und zupackend, virtuos und dennoch nicht völlig unbeschwert.
Das Frielinghaus Ensemble beginnt das Bruckner-Quintett sehr zärtlich und sensuell und dringt tief in die mystische Dimension der zwischen den Symphonien Nr. 5 und 6 im Jahre 1879 entstanden Komposition ein, ohne die darin enthaltenen Brüche, den harmonischen Reichtum und das ‘Symphonische’ zu vernachlässigen. Das Scherzo wird fein differenziert und bekommt auch ein gutes Maß an ihm zustehenden Misterioso und viel Steigerungskraft.
Das Adagio haben andere Interpreten trauriger gespielt. Beim Frielinghaus Ensemble gibt es neben einer tiefen Nachdenklichkeit und Tiefsinnigkeit eine angenehme Wärme und auch das, was Dömpke im Januar 1885 in der Wiener Allgemeinen Zeitung hervorhob: « In diesem Adagio steckt etwas von dem göttlichen Funken ».
Der zwischen Charme und Nervosität wechselnde Finalsatz wird spannend gestaltet und deckt die Strukturen und Linien in größter Transparenz auf.
Gustav Frielinghaus and four young musicians recorded Mendelssohn’s Second String Quintet as well as that of Anton Bruckner.
Mendelssohn’s Second Quintet was composed during his summer vacation in 1845, but was not premiered until after his untimely death in 1847.
The Frielinghaus Ensemble shows that it is possible to dig deep in this work, making this music more contrasting and creating a real discussion between the five instruments, in which the constant change of alliances is very exciting. Here the music comes into its own with all its originality.
At a fast nine minutes the first movement is very contrasting and dynamically varied, with the music rumbling vigorously at times. The second movement, an Allegretto Scherzando, represents Mendelssohn’s uncertainty at the time. The music sounds like driving an elegant sports car and constantly pressing lightly on the brakes. The five musicians succeed particularly well in this braking.
They shape the Adagio as a large-scale elegy, as a funeral dirge that also becomes desperately dramatic, really goes to the heart. The finale is played by the Frielinghaus musicians in an upbeat and gripping manner, virtuosic and yet not entirely light-hearted.
The Frielinghaus Ensemble begins the Bruckner Quintet very tenderly and sensually, penetrating deeply into the mystical dimension of the composition, written in 1879 between Symphonies Nos. 5 and 6, without neglecting the ruptures, harmonic richness and its almost symphonic character. The Scherzo is finely differentiated and also given a good measure of its due misterioso as well as much power.
The Adagio has been played more mournfully by other performers. With the Frielinghaus Ensemble there is a deep thoughtfulness and perceptiveness as well as a pleasant warmth and also what Dömpke emphasized in the Wiener Allgemeine Zeitung in January 1885: « There is something of a divine spark in this Adagio ».
The final movement, alternating between charm and nervousness, is excitingly shaped and reveals the structures and lines with the greatest transparency.