Andrea Bacchetti ist zweifelsohne einer der interessantesten Bach-Interpreten der Gegenwart. In seiner neuesten Einspielung hat er sich nun die Klavierkonzerte BWV 1052-1056 & 1058 vorgenommen und begeistert durch sein einerseits sehr klares, anderseits aber auch sehr dynamisches und virtuoses Spiel.
Bacchettis Virtuosität steht immer in engem Bezug zu Bachs Musik. Es gefällt, dass der italienische Pianist diese Konzerte quasi aus dem Bauch heraus spielt und Bach somit nahe an die Welt des Jazz bringt. Hier swingt Bachs Musik tatsächlich; alles Intellektuelle tritt in den Hintergrund, so dass sich die Musik auf eine sehr musikantische Weise entfalten kann und den Hörer dabei einfach vom Hocker reißt. So spontan und voller Freude kann also Bach sein.
Bacchetti fungiert hier ebenfalls als Orchesterleiter und bindet das Orchester in jedem Moment in das Musikgeschehen mit ein. Klavier und Ensemble sind sehr eng miteinander verbunden und verströmen eine ganz neue Art von Homogenität und Dialogbereitschaft, wie man sie bei diesen Werken kaum kennt. Allerdings besitzen die Streicher des ‘Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai’ nicht das Niveau, das man heute von europäischen Orchestern gewohnt ist. Das Spiel ist zwar sehr dynamisch, forsch und lebendig, allerdings vermisse ich Klangschönheit und vor allem aber Transparenz und Natürlichkeit im Klang. Doch trotz dieses Mankos ist Bacchettis Aufnahme vielen anderen prominenteren Produktionen an Musikalität, Frische und, ja, an Frechheit überlegen. Mit einem besseren Orchester hätte diese an sich tolle und aufregende Einspielung ohne Zögern die Bestnote verdient.